Page - 24 - in WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
Image of the Page - 24 -
Text of the Page - 24 -
Wenn Geräte vorzeitig hinfällig werden oder nicht
mehr funktionieren, sprechen wir von Obsoleszenz.
Software ist eine ihrer Ursachen. Diesem Zusammen-
hang gehen wir im Folgenden nach. Software erzeugt
einen wachsenden Bedarf an Hardware – und das hat
gravierende ökologische Folgen, wie wir im ersten
Teil zeigen. Anschließend stellen wir eine Methode
vor, um Softwareprodukte hinsichtlich ihres Energie-
und Ressourcenverbrauchs zu vergleichen. Schließlich
skizzieren wir mögliche Strategien zur Vermeidung
softwareinduzierter Umweltbelastungen.
HARDWARE MUSS AUSGETAUSCHT WERDEN, WEIL
DIE SOFTWARE SIE NICHT MEHR UNTERSTÜTZT
Viele digitale Geräte wie Smartphones, Tablets, Lap-
tops oder LED-Fernseher werden nicht ausgemustert,
weil sie kaputt sind. Vielmehr kann intakte Hardware
oft nur deshalb nicht mehr genutzt werden, weil Soft-
ware neu konzipiert oder weiterentwickelt wird. Soft-
ware erzeugt somit Obsoleszenz.
Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass neue Ver-
sionen einer Software zugleich neue und leistungs-
fähigere Hardware benötigen, ist die Entwicklung
des Windows-Betriebssystems. Windows 10 benötigt
Autoren: Jens Gröger & Mark Herterich
OBSOLESZENZ
DURCH
SOFTWARE
Wie wir digitale Geräte länger am Leben halten können
im Vergleich zu Windows 95 vierzigmal so viel Pro-
zessorleistung, 250-mal so viel Arbeitsspeicherkapa-
zität und 320-mal so viel Festplattenkapazität.1 Dabei
verwaltet ein Betriebssystem lediglich die Ressourcen
eines Computers und ist selbst keine Anwendung.
Darüber hinaus sind die Programme trotz der ver-
besserten Hardware nicht wahrnehmbar schneller ge-
worden. Dieses Phänomen ist schon seit Längerem be-
kannt und wurde durch das Bonmot des Informatikers
Niklaus Wirth auf den Punkt gebracht: «Software wird
schneller langsam, als Hardware schneller wird».2 Das
Phänomen ist auch als ‹Wirth’s Law› bekannt und
konterkariert damit ‹Moore’s Law›, nachdem sich die
Prozessorleistung für Computer alle zwei Jahre ver-
doppelt.
Viele Programmierer*innen gehen leider davon
aus, dass Hardwareressourcen ständig erweitert
werden und dass ein sparsamer Umgang mit ihnen
nicht nötig ist. Folglich entwerfen sie Software,
die stets die neuen Möglichkeiten ausschöpft. Eine
mögliche Ursache für diesen ‹Software Bloat› ist der
sogenannte ‹Feature Creep›. Als ‹Feature Creep› be-
zeichnet man die Tendenz, zusätzliche Anforderungen
oder Funktionalitäten zu einem Softwareprodukt
{///
024
1
1
0
0
0
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Title
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Subtitle
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Author
- Anja Höfner
- Editor
- Vivian Frick
- Publisher
- oekom verlag
- Location
- München
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 152
- Keywords
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Categories
- Informatik
- Technik