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[ Autor: Felix Sühlmann-Faul
WAS GEHT MICH DAS AN?
STREAMING HEIZT
UNSEREM PLANETEN EIN
Die ökologischen Auswirkungen von Videostreaming
hen Filme, Serien und Musik nicht zu Hause in unseren
Internet routern. Die Video und Musikdaten werden viel
mehr in physischen Datenzentren gespeichert und von
dort aus übertragen. Jede Bewegung im Internet, jede
Suchmaschinenanfrage und jede E Mail wandert durch
Datenzentren und ihre Server. Deren Energieverbrauch
und Emissionsausstoß steigen jährlich, da der globale
Datendurchsatz steigt. Während dieser 2002 noch bei
100 Gigabyte pro Sekunde lag, geht eine Prognose für
das Jahr 2021 von 106.000 Gigabyte pro Sekunde aus.2
Dieser Anstieg wird durch immer mehr User*innen und
immer mehr ‹smarte› Geräte, die Daten senden und
empfangen, verursacht. Im Bereich der privaten Inter
netnutzung ist Streaming heute der wichtigste Treiber
der Nachfrage nach Bandbreite und erzeugt die größte
Menge an Datenverkehr im Internet.3
Die Nutzung von Streamingdiensten ist schnell, ein
fach und ohne besondere technische Kenntnisse zu be
werkstelligen. Zusammen mit einer Flatratezahlung
pro Monat führt das zu einem deutlich höheren Kon
sum: Bei einer Flatrate tendieren Nutzer*innen dazu,
mehr zu konsumieren, um ein ‹besseres Geschäft› zu
machen. Gleichzeitig entfällt ja eine Zahlung pro Einheit,
was Konsum in der Regel reduziert.4 Umwelt schäden
durch den dadurch erhöhten Energieverbrauch sind da
bei weithin unbekannt und nicht direkt ersichtlich. Ein
öffentliches Bewusstsein für die entstehenden Schäden
zu schaffen ist daher schwer.
Streaming kann nachhaltig sein, wenn sich der Kon
sum im Rahmen hält. Wie immer ist Suffizienz – die Be
grenzung des Konsums – der wichtigste Faktor, mit dem
Nachhaltigkeit steht oder fällt.
Der Verbrauch materieller Ressourcen sinkt, und Trans
portwege entfallen: Wenn man die Potenziale der Digi
talisierung richtig nutzt, können sie zur Nachhaltigkeit
beitragen, indem Stoffströme reduziert werden. Ein
Beispiel für das Nachhaltigkeitspotenzial der Demate
rialisierung ist das Streaming, also die Nutzung von
audio visuellen Medien in Form eines Datenstroms
statt auf einem physischen Datenträger. Filme oder
Musik müssen nicht mehr auf eine DVD oder andere
Speicher medien gebrannt werden und der Transport
entfällt. Das reduziert bereits den Energieverbrauch.
Eine Studie von 2014 konnte zeigen, dass Streaming im
Vergleich zu einer Autofahrt zur Videothek eine besse
re Ökobilanz hat.1 Aber: Das Nachhaltigkeitspotenzial ist
gering. Digitale Dienste sind in aller Regel sehr niedrig
schwellig, also einfach zugänglich, und laden daher zu
erhöhtem Konsum ein. Geschieht das beim Streaming,
indem etwa an einem Wochenende mehrere Staffeln
einer Serie hintereinander angeschaut werden, zieht
das eine deutlich schlechtere Ökobilanz nach sich, da
mehr Streaming auch mehr Energie verbraucht. So wie
der Strom nicht in der Steckdose entsteht, so entste
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Title
- WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
- Subtitle
- Digitalisierung nachhaltig gestalten
- Author
- Anja Höfner
- Editor
- Vivian Frick
- Publisher
- oekom verlag
- Location
- München
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-96238-149-3
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 152
- Keywords
- Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
- Categories
- Informatik
- Technik