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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET - Digitalisierung nachhaltig gestalten
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koordinieren, müssen Daten über die Erzeugung von erneuerbarem Strom, über seinen Transport, seine Speicherung, den Strombedarf und insbesondere auch die Sektorenkopplung schnell erfasst und ver- arbeitet werden. Mithilfe von Wetterdaten kann zu- dem die Erzeugungsleistung erneuerbarer Energien besser vorhergesagt werden. Auf dem Strommarkt wird zunächst virtuell gehandelt. Damit diesem vir- tuellen Handel tatsächliche Stromlieferungen ent- sprechen, ist ein funktionierendes Zusammenspiel von Netz und Markt mittels digitaler Technologien erforderlich. Durch eine digitale Steuerung des komplexen Zu- sammenspiels von Netzen, Speichern, flexibler Er- zeugung und flexiblem Verbrauch, von Märkten und der Sektorenkopplung können die Emissionen bis 2050 auf netto null gesenkt werden, und das System kann gleichzeitig effizient und stabil funktionie- ren.4, 5 Im Mobilitätssektor ist die Vernetzung von öffentlichen Bussen und Bahnen mit elektrischer oder brennstoffzellenbasierter Sharing-Automobili- tät sowie mit Sharing-Fahr- und -Lastenrädern ein weiteres Beispiel für die Chancen der Digitalisie- rung im Klimaschutz. DIE RISIKEN: CYBERKRIEG UND ÜBERWACHUNG Doch die Digitalisierung des Energiesystems hat auch ihre Schattenseiten. So werden zum Beispiel vernetzte Energiesysteme durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informa- tionstechnik6 als kritische Infrastruktur eingestuft. Auf sie abzielende Angrif- fe können im Extremfall zu großflächigen Ausfällen der Energieversorgung führen. Sie sind sowohl dem Risiko von Angriffen aus zwischen staatlichen Kon- flikten – den sogenannten Cyber wars7 – als auch Hacker angriffen aus gesetzt, die terroristisch, wirt- schaftlich oder anderweitig motiviert sein können. Vernetzung und Komplexität erhöhen die Anfällig- keit des Energiesystems, da sich Ausfälle schnell und unkontrollierbar in den Netzen ausbreiten können. Die präzise Steuerung der Energiesysteme erfor- dert genaue Informationen über Stromerzeugung und -bedarf und deren zeitliche und räumliche Ver- teilung. Intelligente Stromzähler messen den Strom- verbrauch im Zeitverlauf auch in Haushalten. Dies lässt beispielsweise Rückschlüsse auf die Nutzungs- muster einzelner Stromverbraucher*innen und damit auf Anwesenheit und Tagesablauf von Personen zu.8 Gesetzlich ist eine Datenübertragung alle 15 Mi- nuten vorgesehen. Dies kann bereits ausreichen, um den Tagesablauf im Haushalt zu rekonstruieren.9 Da- tengetriebene Geschäftsmodelle, bei denen zum Bei- spiel die Energieversorger die anfallenden Daten für die Weiterentwicklung ihrer Dienstleistungen oder zu Werbezwecken nutzen, führen zu zusätzlichen Risiken für die Privatsphäre – umso mehr, wenn die Daten in der Cloud verarbeitet werden und damit der Kontrolle der Nutzer*innen entzogen sind. DEN GESAMTEN LEBENSZYKLUS NACHHALTIG GESTALTEN Für vernetzte Energiesysteme muss eine ausreichende IT-Infrastruktur aufgebaut werden. Aus Nachhaltig- keitsperspektive müssen wir unter anderem den Stromverbrauch des digitalen Energiesystems ganz- heitlich betrachten: Die Computer müssen energie- effizient betrieben werden (‹Green IT› 10). Die Digi- talisierung kann durch sogenannte Rebound- oder gar Backfireeffekte unter dem Strich sogar zu mehr Stromverbrauch führen.11 Aus dem gesamten Lebenszyklus der verwende- ten Rechner und der ihnen zugrunde liegenden Res- sourcen – von der Produktion bis zur Entsorgung – ergeben sich weitere Risiken für die Nachhaltigkeit (siehe hier auch Kapitel 1). Das Gleiche gilt für die Energiespeicher. Durch Netzwerkeffekte tendiert Digitalisierung generell zur Monopolbildung:12 Diejenigen Anbieter mit besonders vielen Daten können am Markt die attraktivsten Angebote gestalten. Bei der Digitali- sierung der Energieversorgung müssen deshalb Monopole und Machtkonzentrationen unbedingt vermieden oder zerschlagen werden, damit Groß- konzerne nicht auf Kosten der Nutzer*innen profi- tieren und ihr politischer Einfluss noch größer wird. Zu klären ist zudem, welche Effekte die Digitali- sierung der Energiemärkte und -netze auf die Arbeits- plätze haben wird und wer die Kosten der Infrastruktur trägt. Wohlhabende Nutzer*innen mit eigenen Strom- quellen sollten sich der solidarischen Finanzierung der Energienetze nicht entziehen dürfen. Die Infra- struktur zur Versorgung aller Menschen mit Strom sollte auch von allen Menschen finanziert werden. ///<quote> Die präzise Steuerung der Energiesysteme erfordert genaue Informationen über Stromerzeugung und -bedarf und deren zeitliche und räumliche Verteilung. ///</quote> /// 056 1 1 1 0 0 0
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WAS BITS UND BÄUME VERBINDET Digitalisierung nachhaltig gestalten
Title
WAS BITS UND BÄUME VERBINDET
Subtitle
Digitalisierung nachhaltig gestalten
Author
Anja Höfner
Editor
Vivian Frick
Publisher
oekom verlag
Location
München
Date
2019
Language
German
License
CC BY-NC-SA 3.0
ISBN
978-3-96238-149-3
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
152
Keywords
Digitalisierung, Entwicklungszusammenarbeit, Politik, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeitskommunikation
Categories
Informatik
Technik
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