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Schlussbetrachtungen
Christian Bergauer ⹠Das materielle Computerstrafrecht ¶
Die Form der Erfassung der Weitergabetathandlungen ist, was ge-
rade den Bezug zum Internet anlangt, untypisch, da das » Veröffentli-
chen « nicht gesondert als Tathandlung genannt ist.
Was das » Sich-Verschaffen « von inkriminierten Informationen gem
§ 278 f Abs 2 betrifft, ist erneut darauf hinzuweisen, dass entgegen der
in den GMat vertretenen Meinung keine GewahrsamsbegrĂŒndung
an körperlichen Sachen zu verlangen ist; » Quasi-Gewahrsam « hat zu
genĂŒgen.
17. Zu § 126 a als terroristische Straftat
Durch die Erfassung der DatenbeschÀdigung nach § 126 a als terroristi-
sche Straftat in § 278 c Abs 1 Z 6 mit der Verquickung des Erfordernisses,
dass dadurch eine Gefahr fĂŒr Leib und Leben bzw insb eine Gefahr fĂŒr
» fremdes Eigentum in groĂem Ausmaà « herbeigefĂŒhrt werden muss,
rÀumt der Gesetzgeber indirekt ein, dass es durch eine » DatenbeschÀ-
digung « möglich sein muss, zumindest Eigentum ( im strafrechtlichen
Sinn ) zu gefÀhrden bzw zu verletzen. Daraus folgt, dass eine Datenbe-
schÀdigung iSd § 126 a auch geeignet sein muss, SchÀden an körperli-
chen GegenstÀnden zu verursachen.
Ist ein Schadprogramm lediglich in der Lage, unkörperliche Soft-
ware zu löschen bzw zu gefÀhrden, wÀre das » Eigentum « nicht gefÀhr-
det. Im Zivilrecht geht die hL davon aus, dass die sachenrechtlichen
Bestimmungen des ABGB grundsÀtzlich nur auf körperliche Sachen
abzielen, weshalb durch die Unkörperlichkeit und UbiquitÀt von Soft-
ware kein Eigentum ( ieS ) daran begrĂŒndet werden kann. Die grund-
sÀtzliche ZivilrechtsakzessorietÀt des strafrechtlichen Eigentumsbe-
griffs iVm dem Analogieverbot verhindert, dass die GefÀhrdung von
Software durch einen Computerwurm, selbst wenn der wirtschaftliche
Wert von Software idR höher als jener der Hardware sein wird, eine Ge-
fĂ€hrdung von » Eigentum in groĂem Ausmaà « darstellen kann.
Es lĂ€sst uU auf ein Redaktionsversehen schlieĂen oder an eine un-
bedachte Ăbernahme der gegenstĂ€ndlichen Wortfolge aus den Formu-
lierungen der bestehenden GemeingefÀhrdungsdelikte ( iSd §§ 169 ff )
denken. Sollte nÀmlich tatsÀchlich nur eine DatenbeschÀdigung iSd
§ 126 a gemeint sein, die durch die Manipulation von Daten zusÀtzlich
auch körperliche GegenstÀnde ( Hardware ), an denen ( zivilrechtliches )
Eigentum bestehen kann, » gefÀhrdet «, wÀre die Nennung der Daten-
beschĂ€digung in § 278 c Abs 1 Z 6 ĂŒberflĂŒssig, weil die ( schwere ) Sach-
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Das materielle Computerstrafrecht
- Title
- Das materielle Computerstrafrecht
- Author
- Christian Bergauer
- Publisher
- Jan Sramek Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 4.0
- ISBN
- 978-3-7097-0043-3
- Size
- 15.0 x 23.0 cm
- Pages
- 700
- Keywords
- Cybercrime, substantive criminal law, malicious software, denial of service-attacks, hacking, Cyber-bullying, ComputerkriminalitÀt, Computerstrafrecht, Malware, DatenbeschÀdigung, SystemschÀdigungen, Hacking, Cyber-Mobbing
- Categories
- Informatik
- Recht und Politik