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der Zugangs- und Nutzungsregulierung über Open-Source- oder Creative-Commons-
Lizenzen keinen zentralen Besitz- und Kontrollansprüchen unterliegt (vgl. Benkler
2006; Lessig 2006).
Obwohl Open-Source-Software das Ergebnis nicht-professioneller Arbeit eines Kol-
lektivs aus informell beteiligten Akteuren darstellt, ist sie hinsichtlich ihres Innova-
tionsgrades, ihrer Qualität und Verlässlichkeit im Vergleich zu kommerziell entwickel-
ten Lösungen in einer Vielzahl von Fällen zumindest konkurrenzfähig. Gerade die
populären Beispiele für Open-Source-Software wie der Firefox Browser, das GNU/
Linux-Betriebssystem oder die Apache-Webserver genießen in Anwenderkreisen
sogar einen besonders guten Ruf, da sich beispielsweise aus der Offenheit der Soft-
ware ein hohes Maß an Transparenz ergibt und etwaige Fehler in der Entwicklung
wegen der flexiblen Organisationsstruktur und der situativen Bündelung kollektiver
Problemlösungskapazitäten relativ schnell behoben werden können.
Durch den niedrigschwelligen und vergleichsweise günstigen Zugang zu Technolo-
giebauteilen wie Sensoren, Prozessoren oder Mikrocontrollern erweitert sich jetzt der
Möglichkeitsraum für dezentrale Wertschöpfung stärker in die dingliche Welt. Diese
Entwicklungen verdichten sich anschaulich bei der Produktion von Open-Source-
Hardware und den dabei erkennbaren Umsetzungsmustern des sogenannten Maker
Movements11, das allgemein als Kultur des Selbermachens (Do-It-Yourself-Bewe-
gung) unter Einsatz fortgeschrittener Technik beschrieben werden kann (vgl. Ander-
son 2010; Petschow et al. 2014). Maker eignen sich neue Produktionstechnologien
an, um mit eigenen Mitteln neuartige Lösungen für technische Probleme zu finden.
Da darüber hinaus sowohl das so generierte Prozesswissen als auch alle relevanten
Informationen zu den entwickelten Lösungen (Baupläne, Materiallisten) typischer-
weise als frei verfügbare Ressource geteilt werden, entstehen aus dem Dreiklang
Make – Learn – Share (vgl. Hatch 2014) übergreifende Muster dezentraler und per-
sonalisierter Produktion, die in der Wirtschaft kontinuierlich an Bedeutung gewinnen
(vgl. Ferdinand und Bovenschulte 2017).
Besonders deutlich zeigen sich solchermaßen selbst verstärkende Effekte am Beispiel
der Entwicklung von 3D-Druckern für den privaten Gebrauch. Die Ursprünge der
Geräte liegen im RepRap-Project der Universität Bath in Großbritannien, dessen Ziel
es war, einen 3D-Drucker zu entwickeln, der den Großteil seiner Bauteile (sowie
andere physische Gegenstände) selbst reproduzieren kann. Das Motiv der Replikation
beschränkte sich dabei von Anfang an nicht auf den unmittelbaren Herstellungszu-
sammenhang des 3D-Druckers, sondern auch auf die Multiplikation der Projektidee
innerhalb einer sukzessiv wachsenden Maker-Gemeinschaft (vgl. Ferdinand et al.
11 Siehe hierzu: http://makerfaire.com/maker-movement
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien