Page - 67 - in Digitale Souveränität - Bürger | Unternehmen | Staat
Image of the Page - 67 -
Text of the Page - 67 -
iit-Themenband – Digitale Souveränität 67
Große Potenziale aus der Digitalisierung werden für den deutschen Wirtschafts-
standort vor allem in den in der Abbildung 2.1.1 dargestellten Technologiebereichen
erwartet (vgl. VDE 2016).
Zugleich macht die Digitalisierung nicht Halt vor der Arbeitswelt. Mittlerweile schaf-
fen die internetbasierte Bereitstellung von IT-Infrastruktur (Cloud Computing) und
technische Möglichkeiten zur virtuellen Realität (Wahrnehmung der Wirklichkeit in
einer computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung) erhebliche Erleichte-
rungen am Arbeitsplatz (siehe Textbox 2.1.2). Reisezeiten und Umweltbelastungen
können reduziert werden, wenn Meetings vermehrt in virtuellen Konferenzräumen,
gegebenenfalls unterstützt von holografischen Projektionen, stattfinden.
Noch stärkeren Einfluss wird die künstliche Intelligenz auf bekannte Arbeitsformen
haben. Lern- und sehr leistungsfähige neuronale Netze (Deep Learning) sind immer
mehr in der Lage, eigentlich menschliche Fähigkeiten zu substituieren: Mimik zu
erkennen, Maschinen zu warten und Krankheiten zu diagnostizieren. Nicht immer
sichtbar, aber umfangreich wird künstliche Intelligenz schon in der Personalgewin-
nung, im Marketing als digitale textbasierte Assistenz (Chat Bots) oder in Legal Techs
(siehe Textbox 2.1.3) eingesetzt. Im Bereich der autonomen Systeme und Robotik
entlasten kollaborative Roboter, kurz Cobots, ihre menschlichen Kollegen, denn sie
können mit dem Menschen – beispielsweise bei schweren körperlichen Montagear-
beiten – sicher Hand in Hand zusammenarbeiten.
Autonome, intelligente und lernende Systeme werden so immer häufiger und immer
unmittelbarer mit dem Menschen interagieren, und das bei immer komplexeren Auf-
gabenstellungen. Mehr und mehr entsteht somit eine allgegenwärtige Präsenz des
Digitalen (Augmented Intelligence), die assistiert, menschliches Entscheiden in einer
Vielzahl von Einsatzbereichen unterstützt – und auch ersetzt. Diese vorhersehbare
Virtuelle Präsenz am Arbeitsplatz
Orts- und zeitunabhängiges Arbeiten bietet große Chancen für die Flexibilisierung der Lebens-
arbeitszeit, ermöglicht individuelle Zeitsouveränität und verbessert die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf. Cloud Computing und virtuelle (Arbeitsplatz-)Realitäten werden dies enorm erleichtern.
Noch werden erste Anwendungen für ihren professionellen Einsatz erprobt. Aber in den
kommenden Jahren sind Sprünge in der Au ösung, der Tiefenschärfe, dem Sichtfeld, der Gra k und
dem maschinellen Sehen zu erwarten, die die Durchdringung von Arbeitsplatz-Telepräsenz und das
Eintauchen in die virtuelle Umgebung beschleunigen werden. Nicht zu vergessen ist dabei auch,
dass eine virtuelle Präsenz negative Effekte des mobilen Arbeitens, wie etwa ein fehlender
persönlicher Austausch oder das Gefühl der Desintegration, deutlich abmildern könnte. Virtuelles
Arbeiten erfordert allerdings ein hohes Maß digitaler Souveränität, insbesondere ausgeprägte
digitale Kompetenz und Akzeptanz digitaler Lösungen.
Textbox 2.1.2: Virtuelle Präsenz am Arbeitsplatz
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien