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iit-Themenband – Digitale Souveränität 77
Standardisierung über offene Standards vorantreiben, um Interoperabilität
sicherzustellen
Interoperabilität verhindert Lock-In-Risiken für Unternehmen, also systemische Tech-
nologieabhängigkeiten. Die Herstellung von Interoperabilität ist damit neben IT-
Sicherheit ein zweiter zentraler Treiber zur Ausprägung der Technologiesouveränität
und damit Teil einer notwendigen Bedingung digitaler Souveränität. Besonders für
kleine und mittlere Unternehmen ist Interoperabilität ein strategischer Faktor, um
Marktzugänge zu sichern oder zu ermöglichen. Dringenden Nachholbedarf sieht hier
jede zweite deutsche Firma (vgl. acatech 2016).
Abhilfe schaffen offene und international einheitliche Standards, die mehr Flexibili-
sierung und Modularität ermöglichen. Zudem würden sie das Investitionsrisiko
abbauen und damit auch den im Falle von Interoperabilität häufig auftretenden Pin-
guin-Effekt5 minimieren können (vgl. acatech 2016). Hierzu sind die heterogenen
Systeme, Architekturen, Datenaustauschformate, Semantiken, Taxonomien, Ontolo-
gien und Schnittstellen über interoperable Schnittstellen und offene Standards spezi-
fisch zu standardisieren. Geschieht dies nicht, entstehen unverbundene proprietäre
Insellösungen und digitale Ökosysteme werden geschwächt.
Digitale Bildungsangebote und lebenslange Kompetenzvermittlung ausbauen
In vielen deutschen Unternehmen mangelt es den Beschäftigten noch an der Fähig-
keit zur Bewertung, was letztlich die digitale Souveränität schwächt und zu relevan-
ten Entwicklungshemmnissen in der Digitalisierung führen kann. Auch diese Heraus-
forderung ist den deutschen Unternehmen bereits bewusst: So ist die Digitalkompe-
tenz der Mitarbeiter aus Sicht von neun von zehn Führungskräften für die weitere
Unternehmensentwicklung auschlaggebend, und 70 Prozent der Firmen sehen
gerade darin einen starken Nachholbedarf. Mit Blick auf den D21-Digital-Index ist ein
leichter Rückgang des Digitalisierungs-Gesamtindex in der Gesamtbevölkerung von
52 auf 51 Punkte festzustellen, bedingt durch Negativtrends in den Teilindizes „Kom-
petenz“ und „Offenheit“ (vgl. D21 2017). Dies betrifft sowohl die Beschäftigten als
auch die Bevölkerung insgesamt, wenngleich die Kompetenzen zur Bewertung sei-
tens der Anbieter (Beschäftigte in Unternehmen) deutlich besser sind als diejenigen
der Anwender (Bevölkerung).
5 Pinguin-Effekt: Der Pinguin-Effekt beschreibt das Phänomen, dass die Ausbeute einer
bestimmten Anwendung umso geringer ist, je kleiner die Anzahl der Nutzer ist. Wie
hungrige Pinguine, die aus Angst vor Fressfeinden zunächst abwarten, bis der erste
Artgenosse ins Wasser springt, verhalten sich auch häufig investierende KMU. Diese
halten ihre Investitionen, trotz hohen Interesses, solange zurück, bis Standards oder
Interoperabilität etabliert sind. Andernfalls besteht für sie ein Lock-In-Risiko.
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien