Page - 152 - in Digitale Souveränität - Bürger | Unternehmen | Staat
Image of the Page - 152 -
Text of the Page - 152 -
152 3 Staat
Produktionsprozesse werden ad hoc neugestaltet. Und in der Wissenschaft bieten
immer umfangreicher zur Verfügung stehende Daten – kreativ kombiniert und aus-
gewertet – gänzlich neue Wege der Wissensgenerierung. Neue Forschungsfragen
entstehen und verändern ganze Wissenschaftsbereiche. Zudem wird zunehmend in
weltweiten Forschungsverbünden kooperiert, ohne dass sich die Beteiligten über-
haupt je einmal persönlich getroffen haben müssten, und die Forschungsergebnisse
werden online publiziert.
Um in dieser neuen digitalen Welt der Souverän zu sein, müssen dazu nötige Hand-
lungskompetenzen auf der individuellen Ebene entwickelt, gefördert und deren Her-
ausbildung in den Institutionen der Bildung unterstützt werden. Was ist also zu tun?
Wirtschaft und Wissenschaft fordern eine stärkere Ausrichtung der Bildung auf Kom-
petenzen der Problemlösung, der Planung und Ordnung, wissenschaftliches Denken
und Kreativität, die Fähigkeit zur Analyse und Kommunikation, starkes Verständnis
von Medien und Technologien sowie die Kompetenz, in interdisziplinären Teams
strukturiert und effizient zu arbeiten. Erkennbar wird, dass die digitale Souveränität
in dieser neuen Welt maßgeblich auf dem folgenden Element beruht: zuvorderst auf
Erfahrungen. Nur auf dieser Basis kann das Individuum am großen Ganzen mitgestal-
ten, Selbstbestimmung in der Datenwelt erreichen und seine Identität verantwor-
tungsbewusst entfalten. Das macht eine Neuausrichtung des Bildungssystems erfor-
derlich.
An dem neuen Spektrum dieser Anforderungen hat die Abrufbarkeit klassischen Fak-
tenwissens nur einen untergeordneten Anteil. Aneignen lassen sich die postulierten
neuen Kompetenzprofile denn auch weniger auf althergebrachte Weise, sondern
maßgeblich durch Lehr- und Lernmethoden, welche die Lernenden aktiv auffordern,
sich in unterschiedliche Probleme und Forschungsbereiche hineinzudenken. Zu ihnen
gehören vermehrt Lernformen, die auf Erfahrungen beruhen, wie das problem- und
projektbasierte Lernen sowie ein forschungs- und arbeitsbasiertes Lernen in der
Praxis.
Problembasiertes Lernen kann Lernende befähigen, deklaratives Faktenwissen und
prozedurales Handlungswissen auf Alltagsprobleme anzuwenden. Prozesse der Pro-
blemlösung werden entsprechend in authentische Problemstellungen eingebettet
(Merriënboer und Sweller 2005). Dabei werden Lernende wahlweise mit Schwierig-
keiten konfrontiert, die entweder eine klare Lösung erfordern, oder mit solchen, die
verschiedene Lösungsansätze und Perspektiven beinhalten (Jonassen 1997). In bei-
den Fällen erwerben Schüler oder Studierende an den Hochschulen ausgesprochene
Problemlösefähigkeiten: analytische Fertigkeiten, Kompetenzen in der Planung und
Steuerung von Prozessen, kreatives Geschick sowie Fähigkeiten der Lösungsimple-
mentierung. Im Lernfeld zu lösende Probleme können dabei auch im Digitalen ange-
siedelt sein – dem Internet, in virtuellen Räumen oder in einer von digitalen Informa-
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien