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iit-Themenband – Digitale Souveränität 157
verschwindet. Gleichzeitig machen Lern- und Forschungsszenarien, zu denen sich
Gruppen von Lernenden zusammenfinden, Räume notwendig, die einen Rückzug
gestatten, kreative Denk- und Austauschprozesse zulassen und dann wieder eine Prä-
sentation der Erkenntnisse und Ergebnisse und ihre Würdigung ermöglichen. Diese
Räume arrangieren ein Verschmelzen der virtuellen und realen Welt, wodurch die
Bearbeitung von Fragestellungen durch Schüler nicht an die physischen Grenzen des
Schulgebäudes stößt, sondern sich weit über diese hinaus erstrecken kann. Die For-
mulierung komplexer und lebensnaher Fragestellungen führt außerdem dazu, dass
sich Fachgrenzen auflösen oder zumindest eine Reorganisation erfahren. Lehrende
wie Lernende erhalten in diesen Räumen ein hohes Maß an Gestaltungsspielraum.
Diese Änderungen auf der Ebene der Einzelschulen setzen eine Schule voraus, die
durch ein hohes Maß an Autonomie flexibel und bedarfsgerecht auf die Anforderun-
gen und Auswirkungen des digitalen Wandels in der Gestaltung von Lehr-Lernprozes-
sen reagieren kann. Bedenkt man, dass bisherige Reformen im Schulbereich vor allem
Top Down – also von oben nach unten – initiiert und aus Sicht vieler Betroffener sehr
schlagartig und unvermittelt umgesetzt werden mussten und deshalb teilweise nur
unter großen Reibungsverlusten Eingang in den schulischen Alltag fanden, erscheint
ein umfassendes Change Management notwendig. Für derart tiefgreifende Verände-
rungen, wie sie digital gestütztes, forschendes Lernen mit sich bringt, sind alle Betrof-
fenen einzubeziehen. Sie müssen bei ihrer Arbeit begleitet, qualifiziert und unterstützt
werden. Den Schulen muss Schritt für Schritt mehr Autonomie und Gestaltungsraum,
auch finanzieller Art, eingeräumt werden. Und bei allen Akteuren muss nachhaltig ein
Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Schule eine lernende Organisation sein
muss.
Neue Rollen für Lernende und Lehrende
Die Lehrenden stellt digital gestütztes, forschendes Lernen vor didaktische und
methodische Herausforderungen. Neu ist das Agieren in professionellen Lehr- und
Lerngemeinschaften zur gemeinsamen und arbeitsteiligen Planung und Gestaltung
von Lehr-Lernprozessen sowie zum Austausch und zur gemeinsamen Reflexion etwa
über die individuellen Lernfortschritte der Schüler und Fragen der Leistungsbeurtei-
lung. Da die Bearbeitung lebensnaher und offener Fragestellungen, die forschungs-
basiertes Lernen kennzeichnet, in der Regel über die Grenzen eines Faches hinaus-
geht, sind auch die Lehrenden angehalten, über traditionelle Fächergrenzen hinweg
zusammenzuarbeiten und zugleich einen Bezug zwischen Lerninhalten einzelner
Fächer durch die Schüler nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu initiieren.
Nicht weniger komplex sind die Auswirkungen des digital gestützten, forschungsba-
sierten Lernens auf die einzelnen Kinder und Jugendlichen – in ihrer Rolle als Ler-
nende werden sie gestärkt und gefordert zugleich:
Digitale Souveränität
Bürger | Unternehmen | Staat
- Title
- Digitale Souveränität
- Subtitle
- Bürger | Unternehmen | Staat
- Editor
- Volker Wittpahl
- Publisher
- Springer Vieweg
- Location
- Wiesbaden
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-55796-9
- Size
- 16.8 x 24.0 cm
- Pages
- 196
- Keywords
- Digitales Lernen, Datenaufbereitung, Industrie 4.0, Breitbandausbau, Echtzeitvernetzung, Wertschöpfung und Arbeitsmarkt, Gesellschaftlicher Wandel, Digitale Geschäftsmodelle, Arbeitswelt 4.0
- Category
- Medien