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Nach 1918
Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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Page - 37 - in Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur

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trennungspolitik ging auf Überlegungen der westlichen Mächte, vor allem Groß- britanniens zurück, die in der provisorischen Regierung von Karl Renner, die unter Mitwirkung der sowjetischen Besatzungsmacht zustande gekommen war, eine „Marionette Moskaus nach osteuropäischem Muster“52 vermuteten. Diesen Gesetzen ist auch Boris Kostoff, einer der Protagonisten von Interna- tionale Zone unterworfen. Am Beginn des Romans wird er sich darüber klar, dass er sich nicht mehr in die russische Zone, wo er, gedeckt durch die Sowjets, Zigaretten im großen Stil schmuggelte, absetzen kann: „Noch vor fünf Jahren hatte er mit den uniformierten Herren der Russischen Zone in Wien auf gutem Fuß gestanden. Aber seit dem peinlichen Ereignis auf der Urfahr-Brücke, seiner Festnahme, durch die er, ohne es sonderlich zu wollen, den Amerikanern das russische Menschenraub-Komplott in die Hände gespielt hatte, wäre er da drü- ben sicherlich nicht mehr gerne gesehen“ (IZ 11). Als Mitglied eines Schwarzhändlerrings war Kostoff an einem Menschenraub (vgl. Kapitel  15 Verschleppung) im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht beteiligt, der mit dem Tod des Verschleppten, dem ungarischen Doppelagenten Imre Zoltan, endete. Von den Amerikanern verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, reist er nach Ende der Haftzeit von Salzburg (amerikanische Zone) in das (noch) vierfach besetzte Wien des Jahres 1954 zurück. Es gibt aller- dings noch einen Ort, an dem er zu gewissen Zeiten Schutz vor der gefürchteten sowjetischen Besatzungsmacht finden kann: In die internationale Zone, in die Innenstadt Wiens, konnte er schon noch ge- hen. Jetzt war November, und erst im Dezember wechselten die Russen wieder in den Vorsitz des Alliierten Rates. Dadurch erhielten sie das Kommando über die Wiener Alliiertenpolizei, was in der Praxis bedeutete, daß sie zwar nicht in den westlichen Bezirken, dafür aber in der Inneren Stadt um so mehr Festnahmen durchführen konnten. (ebd.) Internationale Zone verdeutlicht, dass die Grenze ein „herausgehobener Raum, der durch Zeichen und Rituale markiert wird“53, ist. Sie trennt – in diesem Fall – vier Territorien mit ihren vier politisch, sozial, kulturell und linguistisch ver- schiedenen Systemen voneinander. Das Überschreiten der Zonengrenzen wird immer wieder als gefährlicher Akt dargestellt. „Sie wissen: Demarkationslinie. Wenn es einmal geschehen ist, können wir nichts mehr machen. Also Vorsicht“ (UFA 131), wird Alex Lutin, der Protagonist des zweiten Dor-Federmann- on. In: Dies. (Hg.): Die bevormundete Nation: Österreich und die Alliierten 1945–1949. Inns- bruck: Haymon 1988, S.  11–21, hier S.  17. 52 Ebd. 53 Dieter Lamping: Über Grenzen, S. 12. „Internationale Zone“: Die innerösterreichische Grenze 37
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Title
Diskurse des Kalten Krieges
Subtitle
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Size
15.9 x 24.0 cm
Pages
742
Categories
Geschichte Nach 1918
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