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Nach 1918
Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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Page - 43 - in Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur

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1961 mit Hilfe einer der prominentesten Fluchthilfegruppen, die von Detlef Girrmann, Dieter Thieme und Bodo Köhler organisiert wurde, aus der DDR geflohen war.69 Die Frage der literarischen Darstellbarkeit der Mauer ergab sich auch aus der Geheimhaltungspolitik der DDR, denn es war unmöglich, sich der Ostseite der Mauer zu nähern, um sie aus der Nähe in Augenschein zu nehmen. Wie das Grenzsystem im Detail konstruiert war, sollte der DDR-Bevölkerung unbekannt bleiben. So konnte eine genaue Beschreibung der Mauer vorerst nur aus west- deutscher Perspektive geschehen. Der Gruppe-47-Autor Wolfdietrich Schnurre etwa gab nach dem Mauerbau die Fotodokumentationsbände Die Mauer des 13.  August (1962) und Berlin. Eine Stadt wird geteilt (1962) heraus, die den fort- schreitenden Ausbau der Grenzanlagen dokumentieren sollten. Ebenso verfass- te der Theologe und Autor Eckart Kroneberg eine konkrete Beschreibung der Grenzsituation in Berlin, die in Hans Werner Richters Dokumentation Die Mau- er oder der 13.  August70 abgedruckt ist. Seine genaue Beschreibung einer Mauer schildert die Situation an der Bernauer Straße und des umliegenden Territori- ums; sogar Friedhöfe werden durch die „unnatürliche“ Grenzziehung zu einem Ort der Teilung: „Auch der Friedhof der Sophienkirche ist zugemauert, auch hier dürfte die Mauer fünf bis sechs Meter hoch sein. Die Versöhnungskirche ist zugemauert.“71 Simmel spitzt den alle menschlichen oder religiösen Rücksichten ignorie- renden Grenzverlauf zu einem grotesken Bild zu. „So, wie das Familiengrab lag, lief mittendurch die Grenze zwischen dem Französischen Sektor und der Zone. Der SBZ. Der DDR. Vater ruhte in Westberlin, Mutter im Osten. Wo Bruno einmal ruhen würde, war ganz ungewiß.“ (LV 79  f.) Die Zonengrenze reißt Familien auseinander, selbst nach dem Tod.72 Und Bruno selbst wird zur Symbolfigur eines unschuldig „Zerrissenen“ zwischen Ost und West, der ver- sucht, mit dem Frontverlauf des Kalten Krieges irgendwie zurechtzukommen. 69 Vgl. Marion Detjen: Ein Loch in der Mauer. Die Geschichte der Fluchthilfe im geteilten Deutsch- land 1961–1989. München: Siedler 2005, S.  18. 70 Vgl. Hans Werner Richter (Hg.): Die Mauer oder der 13. August. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1961. 71 Eckart Kroneberg: Beschreibung einer Mauer. In: Die Zeit, 15.9.1961. Der Text fand auch Eingang in die Anthologie Die Mauer oder der 13.  August, die von Hans Werner Richter herausgegeben wurde; vgl. Liebermann: Die Berliner Mauer in der deutschen Literatur, S.  210. 72 Vgl. dazu auch die Figur des Jürgen Machon, ein Jugendlicher, der aufgrund seiner familiären Umstände „jahrelang zwischen Ost und West hin und her gependelt“ (LV 379) ist. Nach der Scheidung seiner Eltern lebt er zwar mit dem Vater in der DDR, die Mutter lässt sich jedoch im „freien Westen“ nieder. Immer wieder gelingt es ihm, hin und her zu wechseln. Jürgen selbst weiß genau, an welcher Stelle die Grenze durchlässig ist und auch die Mauer stellt für ihn kein Hindernis dar (vgl. LV 188). Innerdeutsche Grenze und Berliner Mauer 43
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Title
Diskurse des Kalten Krieges
Subtitle
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Size
15.9 x 24.0 cm
Pages
742
Categories
Geschichte Nach 1918
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