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Nach 1918
Diskurse des Kalten Krieges - Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
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ten der als unsympathisch gezeichneten Autoritäten in Schule und Waisenhaus. Als er eines Tages spurlos verschwindet, versuchen die Leiter der pädagogischen Einrichtungen sowie die Vertreter von Politik und Presse aus diesem Vorfall ideologisches Kapital zu schlagen, indem sie auf die Gefahren hinweisen, die von jenseits der ungarischen Grenze drohen. Der Schuldirektor stellt der Schul- klasse drei Presseleute aus Wien vor: Dank der Herren von der öffentlichen Meinung ist es uns gelungen oder richti- ger gesagt, ist es der Öffentlichkeit gelungen, das Geheimnis zu lüften. Es besteht keinerlei Zweifel mehr darüber, daß die von jenseits der Grenze, die Ungarn, den Ernstl verschleppt haben, wie sie schon so manchen bei Nacht und Nebel haben verschwinden lassen. Die Herren von der Presse werden hier an Ort und Stelle genaue Untersuchungen anstellen. Sie werden behilflich sein, das ganze Land und auch das Ausland auf die unglaublichen Zustände im Grenzgebiet aufmerksam zu machen. (G 51) Die hier behauptete zweifellose Klärung des ‚Geheimnisses‘ steht aber aus der Sicht der drei Freunde Ernstls noch aus. Sie müssen feststellen, dass die Presse- vertreter keine Nachforschungen anstellen, sondern sich ausschließlich Vergnü- gungen im Wirtshaus und am Rummelplatz hingeben, sodass der Vater eines Freundes von Ernstl äußert: „Leichtes Volk [...] und lügen wie gebacken dazu. Aber wir wissen ja, wer sie dafür bezahlt. Sie saugen sich ihre Geschichten aus den Fingern und glauben, die Zeitungsleser wären dumm genug, alles, was sie erzählen, für bare Münze zu nehmen.“ (G 53) Auch der bei den Kindern sehr beliebte Lehrer Albert erklärt: diese Geschichte mit Ungarn ist eine ganz besondere und bewußte Bösartigkeit von diesen Leuten. Sie haben halt Angst, weil Ungarn jetzt eine Volksrepublik ist, und weil die Arbeiter da drüben, wie man so sagt, ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen haben. [...] Die Frage ist nur, was mit dem Ernstl nun wirklich geschehen ist. (G 56  f.) Um diese Frage zu klären, machen sich drei Buben auf die Suche nach ihrem Freund – auch sie, wie die Protagonisten in Gefährliche Grenze, begleitet von einem Hund – offenbar ein gattungstypisches Motiv. Die Grenze zu Ungarn befindet sich am Rande der Ortschaft. Die Buben, die „über die Grenze gegan- die Widerstandskämpfer in Ungarn waren: „Und wäre die Rote Armee nicht gekommen, wer weiß was aus uns allen geworden wäre. In Ungarn haben sie, bevor die Rote Armee kam, tau- sende und zehntausende von Menschen ermordet, die für den Frieden und daher gegen die Faschisten kämpften.“ (G 59). Aus dem Osten gesehen: Die „unsichtbare“ Grenze 53
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Diskurse des Kalten Krieges Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Title
Diskurse des Kalten Krieges
Subtitle
Eine andere österreichische Nachkriegsliteratur
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20380-3
Size
15.9 x 24.0 cm
Pages
742
Categories
Geschichte Nach 1918
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