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Der Chef wurde nach etwa 6 Wochen wieder entlassen, mehr oder weniger rehabilitiert, ich
wurde zur Sanitätsabteilung zurückversetzt mit der Auflage, in eine andere Waffengattung
versetzt zu werden und nicht mehr als Sanitäter arbeiten zu dürfen. Ich kam zur
Kraftfahrabteilung nach Enns. Allerdings hatte ein Wohlwollender dazugeschrieben
„Hilfsarzt zbV. Walküre“. In Enns wurde ich gleich zum Regimentskommandeur befohlen,
der mich von der legitimistischen Szene her kannte, herzlich begrüßte und – kurz gesagt –
nach einiger Zeit wieder zur Sanität zurückversetzte.
Ich fand in meinem Archiv noch einen einschlägigen Brief an meine Mutter vom 29. 6. 1943,
in dem ich ihr von der Freilassung unseres Chefs berichte, siehe Anhang.
Das Lazarett XIXC war in der k.k. Weiberstrafanstalt Wiener Neudorf, südlich von Wien,
untergebracht, einer im Kloster betriebene Frauenstrafanstalt, die von Schwestern betreut
wurde. Schwestern und (weibliche) Häftlinge wurden von der Wehrmacht als
Hilfskrankenschwestern und Helferinnen eingeteilt. Dabei saß z.B. eine Nachkommin der
berühmten Bertha von Suttner (Die Waffen nieder!) ein, weil sie nicht mit den anderen
Mädchen beim BDM (Bund Deutscher Mädchen) exerzieren wollte.
Das Kloster wurde übrigens am 1. August 1853 durch Kaiser Franz Joseph I. mit
Allerhöchster Entschließung im Rahmen der Kongregation der „Schwestern vom Guten
Hirten“ in Österreich zugelassen (ehemaliges fürsterzbischöfliches Sommerschloss). Die
Kongregation war dafür ausgewählt worden, die „Weiberstrafanstalt“ zu betreiben. (Nach
Wikipedia)
Literatur:
Kitzerow Guenther: Kleine Chirurgie, Walter de Gruyter, 1956, S. 32:
„Ebenfalls wertvolle Dienste leistet der Siemens Metallsucher“
Behrendt, Karl Philipp: Die Kriegschirurgie von 1939-1945 aus der Sicht der Beratenden Chirurgen des
deutschen Heeres im Zweiten Weltkrieg. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. 2003, Seite 58:
Die Splitterlagebestimmung erhielt er (Bürkle de la Camp) mittels Röntgen zweier aufeinander senkrecht
stehender Ebenen und einer Durchleuchtung, die er noch einmal unmittelbar vor dem operativen Eingriff durch-
führte. Von Vorteil erschienen ihm auch stereoskopische Betrachtung, akustischer Metallsucher der Firma
Siemens und Anwendung des Boloskops. 163
Die medizinische Arbeit von 1943 (vor 76 Jahren!) dokumentiert hauptsächlich den Einsatz der Metallsuchersonde von
Siemens. Diese wurde zum Suchen nach "nicht röntgenfähigen" Splittern eingesetzt. Die einzelnen Fälle zeigen, wie die
Arbeit mit der Siemens'schen Metallsuchersonde vor sich ging, und welche Vorteile sie mit sich brachte. Der Autor berichtet
dann auch noch über andere interessante Fälle.
Er war damals Medizinstudent mit gerade 3 oder 4 Semestern. Heute hat er eine Praxis als Arzt und Psychotherapeut, ist
u.a. Gründer und Ehrenpräsident der ÖGATAP - Österreichische Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und
allgemeine Psychotherapie. (Lit.: z.B. Austria Forum, Wallnöfer, H.: )
Das Lazarett befand sich südlich von Wien, in einer im Kloster betriebenen Frauenstrafanstalt, die von Schwestern betreut
wurde. Schwestern und (weibliche) Häftlinge wurden von der Wehrmacht als Hilfskrankenschwestern und Helferinnen
eingeteilt. Die Situation ist auch geschichtlich interessant, wie die "Ergänzung" aus 2007 und 2019 zeigt.
In der Ergänzung aus der Jetztzeit kommt die Zeitgeschichte zum Vorschein, die Geschichte der Frauenstrafanstalt, die
Wehrmacht als solche, die Gestapo und letztlich der glückliche Ausgang, nachdem eine Widerstandstätigkeit, die ja
tatsächlich stattfand, nicht nachgewiesen werden konnte. Der "Chef" gab die Anregung zur Arbeit, beendet wurde sie, um
im Verfahren gegen den Chef in Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis in Wien als Beweis für die intensive und bemühte
Arbeit im Lazararett benützt zu werden. Sie wurde auch beim Generalkommando eingereicht. Bei einem "schlechten"
Ausgang der Untersuchung kam nur ein Todesurteil für den "Chef" infrage und wahrscheinlich auch ein entsprechendes
Verfahren gegen den Autor.
Das Lazarett in der Frauenstrafanstalt
Bericht von med. Heinrich Wallnöfer über die Arbeit mit der Siemens’schen Metallsuchersonde