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Allein also und führerlos muß man hinab in das Herz dieses Labyrinths zu
tasten suchen und den Faden Ariadnes, der Seele, vom Knäuel der eigenen
Lebensleidenschaft ablösen. Denn je tiefer wir uns in ihn versenken, desto
tiefer fühlen wir uns selbst. Nur wenn wir an unser wahres allmenschliches
Wesen hinangelangen, sind wir ihm nah. Wer viel von sich selbst weiß, weiß
auch viel von ihm, der oder keiner das letzte Maß aller Menschlichkeit
gewesen. Und dieser Gang in sein Werk führt durch alle Purgatorien der
Leidenschaft, durch die Hölle der Laster, führt über alle Stufen irdischer
Qual: Qual des Menschen, Qual der Menschheit, Qual des Künstlers und der
letzten, der grausamsten, der Gottesqual. Dunkel ist der Weg, und von innen
muß man glühen in Leidenschaft und Wahrheitswillen, um nicht in die Irre zu
gehen: unsere eigene Tiefe erst müssen wir durchwandern, ehe wir uns in die
seine wagen. Er sendet keine Boten, einzig das Erlebnis führt Dostojewski zu.
Und er hat keine Zeugen, keine anderen als des Künstlers mystische
Dreieinheit in Fleisch und Geist: sein Antlitz, sein Schicksal und sein Werk.
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Drei Meister
Balzac - Dickens - Dostojewski
- Title
- Drei Meister
- Subtitle
- Balzac - Dickens - Dostojewski
- Author
- Stefan Zweig
- Date
- 1920
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 134
- Keywords
- Literatur, Schriftsteller
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Romain Rolland als Dank für seine unerschütterliche Freundschaft in lichten und dunklen Jahren 5
- Balzac 7
- Dickens 29
- Dostojewski 50
- Einklang 51
- Das Antlitz 54
- Die Tragödie seines Lebens 56
- Sinn seines Schicksals 66
- Die Menschen Dostojewskis 77
- Realismus und Phantastik 90
- Architektur und Leidenschaft 103
- Der Überschreiter der Grenzen 113
- Die Gottesqual 121
- Vita Triumphatrix 131