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sich will er gewinnen, sondern die höchste Summe des GefĂŒhls. Er will nicht
wie Goethe zum Kristall erstarren, kalt mit hundert FlÀchen das bewegte
Chaos spiegelnd, sondern Flamme bleiben, selbstzerstörend, tÀglich sich
vernichtend, um tÀglich sich neu aufzubauen, ewig sich wiederholend, aber
immer mit gesteigerter Kraft und aus gespannterem Gegensatz. Er will nicht
das Leben meistern, sondern das Leben fĂŒhlen. Nicht der Herr sein, sondern
der fanatische Leibeigene seines Schicksals. Und nur so, als der
âGottesknechtâ, der Hingebendste aller, konnte er der Wissendste alles
Menschlichen werden.
Dostojewski hat die Herrschaft ĂŒber sein Schicksal an das Schicksal
zurĂŒckgegeben: dadurch wird sein Leben gewaltig ĂŒber die zufĂ€llige Zeit. Er
ist der dÀmonische Mensch, untertan den ewigen MÀchten, und in seiner
Gestalt ersteht mitten im klaren dokumentarischen Licht unserer Epoche noch
einmal der schon vergangen geglaubte Dichter mystischer Zeiten, der Seher,
der groĂe Rasende, der Schicksalsmensch. Etwas Urzeitliches und Heroisches
liegt in dieser titanischen Gestalt. Steigen die anderen literarischen Werke wie
beblĂŒmte Berge aus den Niederungen der Zeit, Zeugen einer gestaltenden
Urkraft zwar noch, aber schon gesÀnftigt in Dauer und zugÀnglich selbst in
ihren Höhen, wo sie mit weiĂer Schneekrone ins Unendliche reichen, so
scheint die Kuppe seiner Schöpfung, phantastisch und grau, ein vulkanisches
unfruchtbares Gestein. Aber aus dem Krater seiner zerrissenen Brust reicht
Glut bis zum untersten feurig-flĂŒssigen Kern unserer Welt: hier sind noch
ZusammenhÀnge mit aller AnfÀnge Anfang, mit dem Elementaren der
Urkraft, und schaudernd spĂŒren wir in seinem Schicksal und Werk die
geheimnisvolle Tiefe aller Menschlichkeit.
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Drei Meister
Balzac - Dickens - Dostojewski
- Title
- Drei Meister
- Subtitle
- Balzac - Dickens - Dostojewski
- Author
- Stefan Zweig
- Date
- 1920
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 134
- Keywords
- Literatur, Schriftsteller
- Categories
- Weiteres Belletristik
Table of contents
- Romain Rolland als Dank fĂŒr seine unerschĂŒtterliche Freundschaft in lichten und dunklen Jahren 5
- Balzac 7
- Dickens 29
- Dostojewski 50
- Einklang 51
- Das Antlitz 54
- Die Tragödie seines Lebens 56
- Sinn seines Schicksals 66
- Die Menschen Dostojewskis 77
- Realismus und Phantastik 90
- Architektur und Leidenschaft 103
- Der Ăberschreiter der Grenzen 113
- Die Gottesqual 121
- Vita Triumphatrix 131