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312 V. Studien,
ri>i Vorbild, aber nicht ein Muster erkiuneu.
Nur dem l'iange d^ 's >'!e,iies folg! das ^i.si,!,!
aiidern milssen Wabrscheinlichleit und Folge-
richtigkeit fest im Ange belüUte,! und U'erden nnr
überzeugen, >vo >uir uns rechtfertigen können.
Was das Lige,,tlichste von Shakespeares
Geist ausmacht uud ihu von allen anderen
duktiuc weit überwiegt, oder, uui es Handwerk
niäßig auszudrücken, daß der Schauspieler in
ihm so tälig ist, als der Tichter, Die produk-
tive Pbautasie gestaltet und ist daher leicht mit
Natur aber gebt als (Iiupfiiiduug in die ?>efe,
n»d als Pliautasie bilde! sie zu dem gegebeneu
Ganzen das ^in;elne und Stetige aus. Beide
Seiten müsseu >vol>l in jedem Tichter vereinet
sein, aber ihn nötigte der Schauspieler, sich mit
und aus ihnen berauszudichteu, statt in sie
hinein, b'r !>at seine Personen gelebt, als er
sie schrieb, und er war ebensoselir der Gesamt-
schauspieler seiner Stmle, als ihr Tichtcr, welches
letztere A,nt er der Geschichte oder der ^,>wl!>>',
meistens sogar einem frülieren Schauspiele über»
er ein Tichter im gewöhnliche,! Sinne des
Wortes war, zeigen seine ersten lyrisch epischen
Versuche, die durchaus verfeblt !>nd; Venus und
Adonis, bei einzelnen Schonzeiten, plump bis
zum widerlichen, die Lnere;ia spitzfindig und
gemaittt. (irst als er als ^chaufpieldirektur an
fing, Stücke für sein Theater zuzurichten, tan,
unbewußt sein eigentlicher Genius über ihn,
uud er ward der größte Tichter der neueren
Zeit, indes er glaubte, nur sein Vrot Zu ver-
dienen,
Swift.
b'twas rein Witzigeres als die Vorrede Swifts
zu seiuem Märckn-n von der Tonne ist wohl noch
nicht geschrieben worden,
Ter Anthropomorphismus der Phantasie
zeigt suli unter anderen auch beim Lesen von
befindet. Hm sich die Eingeborenen nur nicht
über alles Maß ungeheuer denken zu müsse,i,
stellt man sich Gnllivern, von dein wir doch
wisse», daß er iu unserer Größe war, als einen
fingerlangen Täumling vor,
Wie tommts, daß beim Betrachten des
Kupfers zu diesem Teil der Ncisc ich mir die
uniherstellenden Vrobdingnagcr als Menschen
von gewöhnlicher Größe denke, Gulliver aber
nls einen >jwerg: statt diesen für einen Menschen
sehen sdie. Nindcr^, Riesen aber nicht,)
Unter die Vorzüge von Gullivers Reise, uud was dessen Wert in liinstlerischer Einsicht über
den des Märchens von der ?onne erbebt, g,>
hört anch, daß die Allegorie darin nicht immer
gerade den gemeinten Gegenstand Imargennn
m,il N',>der enger ,st, übeibanpt nicht immer
gerade bei der Stange bleibt n,io lvolil anch bis
znm freien Scherz geitt. Ticses gibt den, !>'>!,,',,',>,
wenigstens in der ersten ,^„>sle, ncbst ixm '.^ ü
,ii der satirischen B^icbnn.,. ul>!>,n,
eine selbständige ^ebendigll'it, d,e sc!,r »'o!N'
tuend in ^iir !>,!>'!> gibt es nicht leicht elwas
strengbeobachtete Allegorie, wo man das, wuS
man vor sich !,at, ün,ner erst vernichten muß,
nm überhaupt etwas zu haben. Wie >i>'!>ibilich
ist überbaupt alle 'Allegorie in der >lnnst! Wie
n,,!.ell,t tun die Teutschen der nen^slen ^jeit, sich
ihr so zuzuwenden!
Ter Vorzug von Swifts politischen Schriften
nicht immer eine scharfe i.'ogik. Witz nnd beiden
schaft vertreten nur zn oft ,>>re Stalle, Iie ^e
iveife 2^ kominem start vor
8»v!lt tn IiactNl velüllv Vnl, 14, I> «3,
Swiit, so loenig Ticlüer er in seine,!
'.gen, denn der gebort doch mein' der
Prosa an, aber wegeu des lebendigen, besonders
aber der Bi>dliil,!^,t seiner Tarsiellnng, Alles
geuunnt «orper unter seiner ,^and und n,an
wie bei ihm die zersetzenden nnd lonstrnttiven
^äbigleüen des Kleistes so ,^and in Uand ge-
gangen find. Man tann in gleichem Maße das»
felbe laum von Aristopbanes sagen, denn einen
er fetzt Gestalten voraus, die der Lyriker erst
schaffen muß, und dann ist die Erfindung nnd
Äbrnndnng der ^nbel eben nicht die grösne
Etärle des Atheners, Wodurch übrigen
sonstigen Eigenschaften nicht das geringste be-
nommen sein soll.
Wenige sind in der Lntiviäelnng nicht nur
so glücklich als Swift uud wenige habeu dieselbe
Leichtigteit, das scharf Bestimmte so präguaut
in Versen auszudrucken.
Namentlich ist jenes Gedicht ein Meisterstück
iu Gedanken, Lmpfindung uud Ausdruck,
!^b die Herausgeber von Swifts Wer!,
zunehmen, deren Verfertigung dem nahe an
sechzig Jahre alt gewordeneu Techaut von
St. Patrick Vergnügen macht? Ich glaube, ja.
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Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Volume II
- Title
- Grillparzers sämtliche Werke
- Subtitle
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Volume
- II
- Editor
- Rudolf von Gottschall
- Publisher
- Hansa-Verlag
- Location
- Hamburg
- Date
- 1906
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.2 x 15.9 cm
- Pages
- 552
- Keywords
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Categories
- Weiteres Belletristik