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Formale Anlage – Anschlüsse zwischen Einzelteilen
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konsequent: Eine in den Streichern geänderte falsche Note verblieb in den Bläsern, Korrekturen einer
Stelle wurden bei der Wiederholung vergessen etc.
Durch die Arrangeure, die im Auftrag der Verlage die Druckfassungen herzustellen hatten, wurde
eine flüchtige Redaktion vorgenommen, wie ein Vergleich der Partiturabschriften und der gedruckten
Ausgaben, insbesondere der Klavierfassungen, zeigt. Nicht jede Unebenheit wurde ausgebügelt, sodass
Unklarheiten bis in heutige Aufführungen bestehen bleiben.
Formale Anlage – Anschlüsse zwischen Einzelteilen
Die Gliederungen in den einzelnen Tänzen behielt Josef Strauss unverändert bei, die „Ausdehnungen und
Fortschritte“ führten nicht zu einer grundsätzlichen Änderung der formalen Gestaltung. Der „Ablauf“
eines Tanzes bleibt „erwartbar“, die Wendung hin zum freien liedmäßigen Salonstück der Klavierliteratur
wurde von Josef Strauss in den Orchestertänzen nicht vollzogen.
Einen Stolperstein bilden die oft inkongruenten Anschlüsse zwischen Einzelteilen, einige besonders auf-
fällige Beispiele seien erwähnt:
a) Anschlüsse zwischen Walzerteilen bzw. zwischen Polka und Trio: Strauss notierte die Einzelwalzer bzw.
Polka/Trio jeweils auf einem neuen Notenblatt. Bei überlappenden Themengestaltungen (auftaktiges
Thema des nachfolgenden Walzers oder Trios) kann es geschehen, dass in den jeweiligen Teiltakten zu
wenige oder zu viele Noten zu stehen kommen.79 In Walzern erscheint es unwahrscheinlich, dass Dis-
kontinuität im Ablauf komponiert wurde, in Polkas, die eher mit Blick auf konzertante Aufführungen
konzipiert wurden, ist ein deutliches Trennen der Teile zumindest nicht denkunmöglich.
b) Anschlüsse von Polka da capo zum Schlussteil: hier liegen mehrere Seiten (das gesamte Trio) zwischen
den Blättern, und es ist offensichtlich, dass Strauss80 die Anschlüsse der einzelnen Stimmen nicht kon-
trollierte. Anschlussnoten passen nicht zur Stimmführung der davorliegenden Passage, springen in eine
falsche Lage, manchmal werden sie einfach vergessen, was zu einem abrupten und nicht nachvollzieh-
baren Abbrechen einzelner Stimmen führen würde, bei anderen Stellen setzen Instrumente unmotiviert
ein, ohne dass dies logisch durch den vorangegangenen Teil erklärbar wäre. Herausgeber korrigieren
entweder stillschweigend oder überlassen die Klärung der Stellen den Interpreten. Ein voreiliges Anglei-
chen könnte jedoch der Intention des Komponisten zuwiderlaufen: Der Einsatz der Coda kann auch als
ein deutliches Absetzen vom Vorangegangenen, als ein Bruch konzipiert sein.
c) Wiederaufnahme von Walzerteilen in der Coda sowie generell Anschlüsse nach als Abbreviatur notier-
ten Takten oder Teilen.
Orchester
Romantische Orchestermusik lebt in erster Linie von ihrem Klang, wodurch sich jedes Werk unverwech-
selbar dieser Periode zuordnen lässt. Die technischen Weiterentwicklungen insbesondere der Blasinstru-
mente, aber auch die Koppelungen unterschiedlichster Instrumente ermöglichten den Straussbrüdern
einen farbigen Orchestersatz. Die folgenden Anmerkungen gehen auf Spezifika der Instrumentenbehand-
lung durch Josef Strauss ein.
79 Ein besonders krasses Beispiel ist die Polka française „Amouretten“ op. 147, wo in der Partiturabschrift die Polka mit drei
Achteln endet, das nachfolgende Trio jedoch mit zwei auftaktigen Achteln beginnt.
80 Solche Beispiele von „falschen Anschlüssen“ finden sich ebenso bei klassischen Komponisten, siehe z. B. L. van Beethoven,
1. Sinfonie, 1. Satz, wo die Stimmführung der Bläser in der prima-volta-Klammer zu unlogischen Anschlüssen zum 1. Takt
der zu wiederholenden Exposition des Hauptsatzes führen. Versierte Orchestermusiker korrigieren derlei „Unstimmigkeiten“
stillschweigend.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Josef Strauss
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Josef Strauss
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21404-5
- Size
- 21.4 x 30.0 cm
- Pages
- 496
Table of contents
- Gebrauchsmusik im 19. Jahrhundert 9
- Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition 17
- Aufbau und Systematik des Werkverzeichnisses 37
- Werkverzeichnis
- I. Gedruckte Werke mit Opuszahl 45
- II. Gedruckte Werke ohne Opuszahl 431
- III. Ungedruckte Werke 445
- IVa. Ungedruckte Werke, in Autographen bzw. Abschriften erhalten 459
- IVb. Ungedruckte Werke, Autographe in Antiquariatskatalogen erwähnt 465
- V. Bearbeitungen – Aufführungen von Werken anderer Komponisten (Auswahl) 467
- Anhang