Page - 28 - in Josef Strauss - Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
Image of the Page - 28 -
Text of the Page - 28 -
Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition
28
Instrumente nach Gattungen81
holZbläser
Basis ist der doppelte Holzbläsersatz. An Nebeninstrumenten wird nur das Piccolo verwendet, Englisch-
horn, Bassklarinette und Kontrafagott vermeidet Strauss.82
a) Flöten: Josef Strauss verwendet durchgehend zwei Instrumente, in der Regel ein Piccolo und eine große
Flöte. Fallweise wechselt das Piccolo auf eine zweite große Flöte (insbesondere in der Introduktion,
aber auch bei lyrischen Walzermelodien, die von den beiden Flöten im Terz- bzw. Sextabstand gespielt
werden), wobei diese Wechsel technisch manchmal unmöglich erscheinen, wenn zwischen dem Ende
der einen und dem Einsetzen der folgenden Passage keine oder fast keine Pause komponiert ist. In der
kleinen Besetzung wird ein Instrument (mit Wechsel zwischen Piccolo und großer Flöte) übernommen.
b) Oboen: Im Gegensatz zu Flöten und Klarinetten werden die beiden Oboen stets in einem System
notiert. In den Druckausgaben werden die beiden Instrumente häufig in einer einzigen Stimme zu-
sammengefasst (erst die letzten Stimmendrucke bieten fĂĽr jedes Instrument eine eigene Stimme). Bei
einstimmiger Notation ist nicht immer erkennbar, ob solistisches oder a-due-Spiel gemeint ist (es darf
unterstellt werden, dass diese Entscheidung in der Praxis von den Ausführenden unmittelbar – abhängig
von der thematischen Gestaltung und der Dynamik der jeweiligen Stelle – getroffen wurde, auch unter
BerĂĽcksichtigung der akustischen Gegebenheiten). Nur dort, wo durch Doppelbehalsung oder Pausen-
setzung die Zweistimmigkeit erkennbar ist, ist eine Zuordnung zu den beiden Instrumenten möglich.
Die Bezeichnung „Oboe“ bedeutet nicht zwangsläufig, dass nur eine Oboe vorgesehen war, „Oboi“ ist
umgekehrt kein eindeutiger Hinweis auf zwei Oboen. Im Orchestersatz spielt die Oboe zunächst eine
untergeordnete Rolle, in Walzerteilen kommt sie häufig erst in den Kadenzen – zur Vervollständigung
der Harmonie – zum Einsatz. In späteren Werken erhält sie solistische Aufgaben zugeteilt. Beweis für
ihre zunächst untergeordnete Rolle ist, dass sie in den Arrangements für kleines Orchester nicht berück-
sichtigt wird.
c) Klarinetten: Die beiden Klarinetten spielen eine tragende Rolle in den Werken von Josef Strauss, sie sind
unverzichtbar und wurden daher auch beide in die Arrangements fĂĽr kleines Orchester ĂĽbernommen.
An der Praxis, für Klarinetten unterschiedliche Stimmungen zu notieren, hält Josef Strauss fest, die erste
Klarinette kann in D, Es oder C, selten auch A oder B stehen, die zweite in C, A oder B, jeweils ab-
hängig von der Grundtonart des Werkes. Manchmal wechseln die Instrumente innerhalb eines Werkes
die Stimmung (z. B. zwischen Introduktion und Hauptteil oder zwischen einzelnen Walzern), ob diese
Wechsel tatsächlich durchgeführt wurden oder die Spieler transponierten, lässt sich nicht mehr eruieren.
Leider hat sich die Praxis, die erste Klarinette in der (hohen) Stimmung zu spielen, nicht mehr erhalten.
Transpositionen in die gebräuchlichen Stimmungen (A oder B) sind Standard83, dabei geht einerseits
viel von der ursprĂĽnglichen Farbigkeit der Stimme verloren, andererseits sind die Partien teilweise so
hoch gefĂĽhrt, dass sie auf einer A- oder B-Klarinette nahezu unspielbar sind.
d) Fagotte: Für sie gilt Ähnliches wie für die Oboen (siehe dort, Gleiches gilt für die Bezeichnung „Fa-
gotto“ oder „Fagotti“). Als Bassfunktion verstärken sie weitestgehend die Stimmen der Celli oder Po-
saune84, solistische Aufgaben werden ihnen erst spät zuteil.
blechbläser
Standard ist der Blechbläserapparat der frühromantischen symphonischen Orchester. Die technischen
Neuerungen (Einbau der Ventile), die eine durchgehende chromatische Tonleiter ermöglichen, sind abge-
81 Die Reihung erfolgt nach der heute ĂĽblichen Partituranordnung.
82 Diese in der Oper von Weber und Wagner bereits verwendeten Instrumente hielten erst spät im sinfonischen Orchester
Einzug. In einer Tanzkapelle, die auf ökonomische Zwänge Bedacht nehmen musste, wäre eine ausufernde Besetzung eine
Zusatzbelastung gewesen. Die Strausskapelle musste jederzeitig einsatzbereit sein; bei Ausfall eines Musikers wäre es fraglich
gewesen, ob kurzfristig ein Ersatz verfügbar gewesen wäre, der die Nebeninstrumente hätte spielen können.
83 Bereits in zeitgenössischen Stimmenabschriften oder gedruckten Stimmensätzen finden wir transponierte Ergänzungsstimmen.
84 Irritieren kann, dass einzelne Abschlussnoten in Kadenzen sich eher am Gesamtklang der Holzbläser orientieren als korrekt
analog zur StimmfĂĽhrung der Posaune oder des Kontrabasses in den Grundton zu wechseln. Im Einzelfall muss entschieden
werden, ob es sich um eine bewusste Abweichung oder einen Notationsfehler handelt.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Josef Strauss
Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Title
- Josef Strauss
- Subtitle
- Chronologisch-thematisches Werkverzeichnis
- Author
- Wolfgang Dörner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21404-5
- Size
- 21.4 x 30.0 cm
- Pages
- 496
Table of contents
- Gebrauchsmusik im 19. Jahrhundert 9
- Von der funktionalen Tanzmusik zur autonomen Komposition 17
- Aufbau und Systematik des Werkverzeichnisses 37
- Werkverzeichnis
- I. Gedruckte Werke mit Opuszahl 45
- II. Gedruckte Werke ohne Opuszahl 431
- III. Ungedruckte Werke 445
- IVa. Ungedruckte Werke, in Autographen bzw. Abschriften erhalten 459
- IVb. Ungedruckte Werke, Autographe in Antiquariatskatalogen erwähnt 465
- V. Bearbeitungen – Aufführungen von Werken anderer Komponisten (Auswahl) 467
- Anhang