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Bernhard Hachleitner, Matthias Marschik und Georg Spitaler
1 Einleitung:Wien, jüdischeDifferenz
undSportfunktionäre
(1) In der Arbeiter-Zeitungwar im Mai 1929 ein Nachruf zu lesen: „Genosse
Dr. Rudolf Brichta ist im 56. Lebensjahr gestorben. Erwar städtischerArzt so-
wieBahnarzt.Dr.BrichtazähltezudenältestenundverdienstvollstenParteige-
nossenFloridsdorfsunderfreutesichallgemeinerBeliebtheit. InallenZweigen
der Partei, besonders aber in der Jugend- und Sportorganisation hat er tätig
mitgearbeitet.DasLeichenbegängnis findetheuteDienstagum½5Uhrimisra-
elitischenFriedhof (Leichenhalle) Floridsdorf statt.“1DerMorgen ergänzte die
sportspezifischen Informationen: Brichtawar „langjährigesVorstandsmitglied
desÖ.F.B. und auch einer der Gründer desVAS“,2 des Verbands der Arbeiter-
und Soldatensportvereinigungen. Außerdem war Brichta bis 1921 der erste
Nachkriegspräsident des SC Admira, den er in der Folge in verschiedenen
Funktionen bis hin zum Vizepräsidenten im Österreichischen Fußball-Bund
vertrat, übrigens gemeinsam mit dem – gleichfalls jüdischen – Siegfried
DeutschvomBezirkskonkurrentenFloridsdorferAC.3
(2) Der Unternehmer und Sportfunktionär Rudolf Klein gehörte zu jener
Mehrheit innerhalbder jüdischenBevölkerungWiens,die sich„fromanything
coded as Jewish“4 fernzuhalten versuchte. Klein war ein erfolgreicher Ge-
schäftsmann inder expandierendenAutomobilbranche.SchonvordemErsten
WeltkriegalsVertreterverschiedenerAutomobilfirmentätig, stiegernach1918
zumVerkaufsdirektor desDaimler-Puch-Konzerns auf. 1923machte er sich als
Großimporteur in der Zulieferindustrie selbstständig.5 Neben diesem berufli-
chenEngagementwarRudolfKlein ab 1921 auchals Sportfunktionär aktiv.Ab
diesemZeitpunktnahmernichtnur einMandat imVorstanddesbürgerlichen
Allround-SportclubsWACein,6sondernwarauchimnationalenAero-Clubund
imÖsterreichischen Touring-Club, im Österreichischen und imWiener Auto-
1 Arbeiter-Zeitung (7. 5. 1929) 4.
2 DerMorgen (6.5. 1929) 13.
3 Sport-Tagblatt, (22.6. 1925) 4; (5. 7. 1926) 4.
4 Lisa Silverman, Becoming Austrians. Jews and Culture between theWorld Wars (Oxford/
NewYork 2012) 8.
5 MatthiasMarschik, „DerHerrKommerzialrat“.TheodorSchmidtundRudolfKlein.Sporträu-
mealsOrte jüdischerSelbstvergewisserung inderErstenRepublik. In:WienerGeschichtsblät-
ter 71,H. 4 (2016) 299–324.
6 BundespolizeidirektionWien,Vereinspolizei, VereinsaktWienerAthletik Sport Club.
Open Access. © 2019 Bernhard Hachleitner, Matthias Marschik und Georg Spitaler, publiziert von
De Gruyter. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0
International Lizenz (CC BY 4.0).
https://doi.org/10.1515/9783110553314-001
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918