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Offensiver Antisemitismus im Schwimmsport: EWASC 35
Comité von 1923 bis 1928, denArierparagrafen imÖSVverteidigte,wurde das
von der zionistischen Zeitung Die Neue Welt folgendermaßen kommentiert:
„Ein getaufter Professor als Förderer der Hakenkreuzler“.52 Im Sportteil der
gleichenAusgabenannteEmanuelFiscusdieVorgänge imHauptverband,aber
auch im Österreichischen Skiverein, einen „verdiente[n] Fußtritt“ für Juden,
diePersonenwieHaudekoderKlein-Doppler gefördert hätten:
„Der Oesterreichische Skiverein hat seinenAufstieg zur heutigen numeri-
schenGrößeseinerzumGroßteil jüdischenMitgliedschaftundsomit jüdischem
Geld zu verdanken. Die Juden im oesterreichischen Skiverein waren es, die
demprivatvölligbedeutungslosenDr.Klein-DopplerzueinemNamenimSport
verholfenhaben […]. FürdieWintersportbetreibende Judenschaft […] ist diese
AffärewiedereinBeweisunserer stetsgestelltenForderung: Juden, in jüdische
Vereine!“53
OffensiverAntisemitismus imSchwimmsport:
EWASC
Derbekannteste jüdischeSportverein,dieHakoah,hatteMitteder 1920er-Jahre
nichtnurdurchdenGewinndesMeistertitels imFußball auf sichaufmerksam
gemacht. ImSchwimmenundWasserball befandsichderVerein indieser Zeit
ineinermedienwirksamenKonkurrenzmitdemantisemitischenErstenWiener
Amateur-Schwimmclub (EWASC).54 Der EWASC führte, vergleichsweise spät,
im Jahr 1932 einen Arierparagrafen ein. Die „Verspätung“ bestand allerdings
nur aufdemPapier: „DerEWASC ist seit 35 Jahren judenrein“,55war imNach-
richtenblatt desVereins zu lesen. Es folgte eineBegründung:
„Mit demAufschwung des EWASC, der sich unter demKreuzfeuer der jüdischen Presse
vollzog, interessierte sichdienationaleOeffentlichkeit immermehr fürunsereBewegung.
In nationalen Kreisen hatman es daher befremdlich gefunden, daß der EWASC, dessen
Einstellung längst bekannt war, in seinen Satzungen keinen Arierparagraphen aufwies.
[…] Deshalb hat der Vorstand einstimmig beschlossen, die Vollversammlung einzuberu-
fen, umdurch deren Entscheid ein längst gehandhabtes Gesetz auch in den Satzungen
festzulegen. […] Die Abstimmung brachte für alle eine ungeheure Ueberraschung. Ein
52 DieNeueWelt (25. 11. 1927) 2.Haudekwar 1910 zumProtestantismuskonvertiert.
53 DieNeueWelt (25. 11. 1927) 10.
54 ZuDetails (auchzeitlichen)derAuseinandersetzungenzwischendenbeidenVereinen sie-
heKapitel 8.
55 EWASCNachrichtenblatt desErstenWienerAmateur-Schwimm-Club (4. 10. 1932) 1.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918