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Die jüdische Bevölkerung Wiens in der Zwischenkriegszeit 65
1.000Menschenüberlebten inWienals „U-Boote“.106Von jenenPersonen,die
zunächst in ein anderes europäisches Land fliehenhatten können, fielenwei-
tere 16.000 dort der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer.107 Insge-
samtwirdvonrund65.000imHolocaustermordeten jüdischenÖsterreicherIn-
nenausgegangen.108
Nur ein geringer Teil der in die Flucht getriebenenPersonenkehrte zu ei-
nemspäteren Zeitpunktwieder nachÖsterreich zurück. Vondenvertriebenen
131.000 Juden und Jüdinnen remigrierten bis zu den 1960er-Jahren nur rund
9.000 Personen – also etwa sieben Prozent.109 Die Fluchtwege undweiteren
Lebensverläufe, insbesondere von SportlerInnen und SportfunktionärInnen,
undauchdermit derEmigration einhergegangeneKulturtransfer sindbislang
nurvereinzeltwissenschaftlichbearbeitetworden;weitereForschungsprojekte
zu diesem in der historischen Arbeit zuweilen schwer erschließbaren Thema
sindaber imGange.110
106 Dieter J.Hecht, EleonoreLappin-Eppel,MichaelaRaggam-Blesch, TopographiederShoah.
Gedächtnisorte des zerstörten jüdischenWien (Wien 2015) 528.
107 Vgl. den Abschnitt „Demographie der österreichischen Juden 1938–1945“ unter http://
www.doew.at/erforschen/publikationen/gesamtverzeichnis/holocaust/demographie-der-juedi
schen-bevoelkerung-oesterreichs-1938-1945 (April 2017).
108 Botz, Stufen, 374.
109 Lichtblau, Integration, 537. Pulzer spricht von insgesamtmaximal 20 Prozent Remigran-
tInnen nach 1945. Pulzer, Nachwort, 309. Vgl. auch Bericht des Präsidiums der Israelitischen
KultusgemeindeWienüberdie Tätigkeit in den Jahren 1945bis 1948 (Wien 1948) 48ff., sowie
Brigitte Bailer, Überlebende des Holocaust in der Zweiten Republik – eine Skizze. In: Doku-
mentationsarchiv des österreichischenWiderstandes (Hg.), Feindbilder (Wien 2015) 113–139;
WolfgangNeugebauer, SiegwaldGanglmair, Remigration. In:Dokumentationsarchivdesöster-
reichischenWiderstandes, Jahrbuch 2003 (Wien 2003) 96–102, hier 98.
110 Kürzlich erschienen: DavidBolchover, The Greatest Comeback. FromGenocide To Foot-
ballGlory, theStoryofBélaGuttman (London2017);VidaBakondy,MontagenderVergangen-
heit. Flucht, Exil und Holocaust in den Fotoalben der Wiener Hakoah-Schwimmerin Fritzi
Löwy (1910–1994) (Göttingen 2017); Alexander Juraske, „Judenxandl und Stadtpelz“. Die ver-
gessenen jüdischen Funktionäre des First Vienna Football Club 1894. In: Aschkenas 27, H. 1
(2017) 39–56, hier 52–54; Johann Skocek,MisterAustria. DasLebendesKlubsekretärsNorbert
Lopper. Fußballer, KZ-Häftling,Weltbürger (Wien 2014).Vgl.weiterKarenPropp, TheDanube
Maidens.HakoahViennaGirls’ SwimTeamin the1920sand1930s;DavidForster,GeorgSpita-
ler, Die Fußballmeister. LebenswegederHakoah-Spieler der Zwischenkriegszeit; SusanneHe-
leneBetz, Vonder Platzeröffnungbis zumPlatzverlust. DieGeschichte derHakoahWienund
ihrer Sportanlage in der Krieau. Alle in: Betz, Löscher, Schölnberger (Hg.), „... mehr als ein
Sportverein“.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918