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82 4 Die jüdische Sportbewegung im Wien der Zwischenkriegszeit
emigrierte und inMiami als Direktor und Besitzer eines Sanatoriums lebte.58
Das gleicheAmtübernahmenKönigstein vonder ZionistischenBezirksgruppe
LandstraßebeiMakkabioderDr. SpitzerbeimJ.A.C.59 ZudemhattedieEinfüh-
rung des Professionalismus, dem zunächst alle jüdischen Vereine bis auf die
Hakoah fern blieben, indirekt negative Folgen. JüdischeVereine, die eine ge-
wisseSpielstärkegewonnenhatten, verlorennunwichtigeStützenannichtjü-
dische Mannschaften, die die Herausforderung Profifußball annehmen woll-
ten.60
Ende 1925wurdeDr. LeoGoldhammer,MitglieddesDirektoriumsder Zio-
nistischenOrganisationÖsterreichs, Präsident im Jüdischen Turn- und Sport-
verband, ein klares Zeichen, dass der Verband neben seinen sportlichen Ak-
tivitäten auch die zionistische Arbeit intensivieren wollte.61 Doch auch
Goldhammer konnte das Auseinanderdriften der Turn- und Sportvereine im
Verbandnicht beendenund schließlich lösten sich die Fußballer unter ihrem
neuen Verbandspräsidenten Emanuel Fiscus von den Turnern ab.62 1920war
FiscusFunktionärbeimjüdischenSKAhawathZionundwechselte inderFolge
zum SK Hasmonea, wo er als Obmann und Leiter der Fußballsektion tätig
war.63 Beimneuen JüdischenSportverbandwarFiscusunter anderemalsVer-
bandskapitän für die Zusammenstellung der jüdischen Fußballauswahl zu-
ständig.
1927musste der J.A.C. ausOttakring seinenBetrieb einstellen. Dieser Ver-
ein gehörte neben der im gleichen Bezirk befindlichen Bar Kochba und der
FavoritnerHagibor zudenwenigenVereinen,die sichaußerhalbderBrigitten-
au und der Leopoldstadt gegründet hatten. Ein Zusammenschluss des J.A.C.
mit der Bar Kochba, um die Kräfte zu bündeln, scheiterte.64 Andere Vereine
musstendenBetriebeinigerAbteilungeneinstellen.So lösteKadimahdieFuß-
ballabteilungaus finanziellenGründenauf. InderFolge tratauchdieGewicht-
heber-Sektion, die einzige noch bei einem jüdischen Verein bestehende, aus
demHauptverein aus und gründete unter Präsident Dr. Hirsch den jüdischen
Arbeiter-Sportklub Cheruth, der von der sozialistisch-zionistischen Vereini-
gungPoaleZiongefördertwurde.65DieAktivenvonCheruthsahenihreInteres-
58 HugoGold, Österreichische Juden in derWelt. In: HugoGold (Hg.), Geschichte der Juden
inÖsterreich. EinGedenkbuch (TelAviv 1971) 159–176, hier 160.
59WienerMorgenzeitung (5.4. 1925) 14.
60WienerMorgenzeitung (5.4. 1925) 14.
61WienerMorgenzeitung (3. 1. 1926) 13.
62WienerMorgenzeitung (13. 10. 1926) 8.
63WienerMorgenzeitung (18.6. 1920) 6 sowie (16. 12. 1927) 12.
64 DieNeueWelt (21. 10. 1927) 9.
65 DieNeueWelt (15.6. 1928) 10.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918