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Konsolidierung 85
zweiweiterenVereinenfürdieSpielzeit 1931/32 indiezweithöchsteSpielklasse
auf.So ließsichnachderHakoahmitdemSKHasmoneaeinweiterer jüdischer
Klub auf das Risikounternehmen Profifußball ein. Einwichtiger Beweggrund
der zweitklassigen Profivereine, der Aufnahme der neuen Vereine zuzustim-
men,wardieTatsache,dassdieAufsteigerübereineentsprechendeAnhänger-
basis verfügten, die bei Auswärtsspielen Einnahmen in Aussicht stellten.81
Aber schon in seiner ersten Profisaison landete der SKHasmonea abgeschla-
genamTabellenendeundmusste absteigen.Das finanzielleWagnisdesProfi-
fußballs hatte Spuren hinterlassen und so schlossman sich im Februar 1933
mitdemJSVMakkabizumJüdischenSportverein (JSV)Hasmonea-Makkabizu-
sammen.82DerneugeschaffeneVereinwarder letztenochbestehende jüdische
Verein nebenderHakoah, der auchweitere Sektionenwie für Schach, Tennis
undTischtennisunterhielt.83
NebendenFusionenundBetriebseinstellungengründete sichmit demJü-
dischen Sport- und Schützenverein Menorah – ab Juni 1932 Jüdischer Sport-
und SchützenvereinHaganah– eine neueOrganisation, die im 9.Wiener Ge-
meindebezirkeineSchießstättebetrieb.SeineMitgliederstammtenvorwiegend
ausdemstudentischenUmfeld.84DerVereinbeantragte eine eigeneVereinsu-
niformmitVereinsabzeichen85undseineMitglieder tratenselbstbewusst inder
Öffentlichkeit auf. So suchten sie nationalsozialistische Veranstaltungen in
Wienzustören.Am1. Februar 1933versammelten sich 200AktivistendesVer-
eins imVereinslokal inderOberenDonaustraße89undstörtenbeiderSalztor-
brücke einen nationalsozialistischen Fackelzug, um so Präsenz in der Öffent-
lichkeit zu zeigen.86
DieZerschlagungderRepublikdurchdieRegierungEngelbertDollfuß1934
hatte,wie fürallegesellschaftspolitischenBereiche,auchgroßeKonsequenzen
für den österreichischen Sportbetrieb. Nach dem bewaffneten Sieg über die
Sozialdemokratie indenFebruarkämpfen1934wurdenmitderSozialdemokra-
tieauchalleVerbändeundVereinederArbeitersportbewegungverboten.87Auf
der anderen Seite des politischen Spektrums wurde nach dem Scheitern des
nationalsozialistischen Juli-Putsches im Juli 1934 der Deutsche Turnerbund
verboten. Alle verbliebenen legalen Sportverbände undVereinemussten sich
81 Sport-Tagblatt (21. 7. 1931) 3.
82 Sport-Tagblatt (22. 2. 1933) 3.
83 DieStimme (7.4. 1933) 15.
84 DieNeueWelt (27.3. 1931) 10.
85 ÖStA/AdR,BKA,BPDion, Jüdischer Sport- undSchützenvereinHaganah,XV999.
86 ÖStA/AdR,BKA,BPDion, Jüdischer Sport- undSchützenvereinHaganah,XV999.
87 Bunzl,Hoppauf, 23.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918