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Vereine und Verbände 93
teren Jahrzehnten. Das bedeutet aber auch, dass der überwiegende Teil der
untersuchtenFunktionärInnen imMärz 1938nochgelebt hat, diemeistenwa-
renzwischenbzw.knappunter40bis60 Jahrealt. SiewarendamitderVerfol-
gungdurchdenNationalsozialismusausgesetzt.
VereineundVerbände
In derDatenbank finden sich Einträge zu insgesamt 38Vereinen (67 Prozent)
und 19 unterschiedlichenVerbänden (33 Prozent). Der überwiegende Teil der
633FunktionärInnen(rund92Prozent)warnurbeieinemeinzigenVereinoder
Verband tätig. Auchwenn der Prozentsatz der Mehrfachfunktionäre de facto
etwashöhergewesenseindürfte (in20Fällenwar trotzNamensgleichheit eine
sichere Zuordnung der Personenidentität durch fehlende Vornamen oder Ge-
burtsdaten nichtmöglich), spricht dies für die Stabilität der Vereinsbindung.
AusnahmenbildetennichtzuletztPersonen,derenTätigkeit sichanderGrenze
vonehrenamtlicherFunktionundbezahltenKlubangestelltenbewegte,wiesie
etwa imZusammenhangmitderEtablierungdesProfessionalismus imWiener
Fußball steht.SowaretwaRobertLangsowohlalsManagerderWienerAustria
tätigalsauchbeimErstenSimmeringerSportclubunddemSCWackeralsSek-
tionsleiter bzw. Trainer. Ähnlich verhält es sichmit ArturKolisch, der ab 1925
verschiedeneVorstandsämterbeidenCricketern(demViennaCricketandFoot-
ball Club) bekleidete, bevor er Manager bei Wacker, dem FCWien, bei der
Hakoahundnach 1945bei derAustriawurde.
Vonden633 FunktionärInnenwaren 591 (ca. 93,4 Prozent) inmindestens
einemVerein (jüdischundnicht jüdisch) tätig. EinigePersonen (rund6,6Pro-
zent)waren inkeinemEinzelverein tätig, sondern scheinennur alsVerbands-
funktionäreauf.Dafürgibt es zweiErklärungen.ManchedieserFunktionäre–
z.B. der Präsident desÖsterreichischen Fußball-Verbands IgnazAbeles –wa-
ren bereits vor 1918 bei einemVerein tätig, danach jedochnurmehr in einem
Verband.AnderebrachtenspezielleQualifikationenbzw.Kapitalmittel für ihre
Ämter auf, die eineVereinstätigkeit nicht notwendigmachte: So trat etwader
Abgeordnete JuliusDeutsch seineFunktionals Präsident desASKÖals promi-
nenterParteipolitikerderSDAPan.Der IndustrielleTheodorSchmidt stiegwe-
genseiner finanziellenPotenzalsErbeeinerSüßwarenfabrikundseinerguten
gesellschaftlichenKontakte (abgesehenvonseinemeigenenFirmenvereinVic-
tor Schmidt & Söhne) ohneUmweg über einen etablierten Sportverein direkt
beimÖsterreichischenOlympischenComité als Präsident ein.
466Personen,d.h. knappdreiViertel der erfasstenSportfunktionärInnen,
warenausschließlich in jüdischenbzw.zionistischenVereinenoderVerbänden
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918