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SC/FCHakoah
In der Retrospektive werden der SCHakoah bzw. dessen Fußballsektion, der
FCHakoah, in territorialer Sicht zumeistmit ihremSportplatz inderKrieau im
Prater identifiziert. Ihre vorherige Heimstätte, der sogenannte Birner-Platz in
Floridsdorf, aufdemderKlubvon1913bis 1919„unterprimitivstenVerhältnis-
sen“ tätigwar,wirdmeist in einer Fußnote als inadäquat undunterdimensio-
niert abgetan.75 Er war schwierig zu erreichen, lag neben einer Müllablage-
rungsstätte und es gab nur alte Eisenbahnwaggons als Garderoben.76 Zudem
lag er eben in einem Arbeiterbezirk. Friedrich Torberg erinnerte sich in der
Rückschau, dass dieHakoah „auf erbärmlichenVorstadtplätzen“ agierenund
sichmit„erbärmlichenPülcherklubsundderenAnhängern“herumzuschlagen
hatte.77
Als nach 1918 die Zahl derHakoah-AthletInnenwie jene der AnhängerIn-
nen beträchtlich anstieg, wurde der Platz definitiv zu klein undman begann
miteiner intensivenSuchenachdemOrt füreinneuesStadion.DieSuchenach
einem Grundstück erfolgte zunächst in unmittelbarer Umgebung des alten
Platzes.78 Als Verhandlungen über die Errichtung eines Sportplatzes auf dem
„Inundationsgebiet“, einemdie regulierteDonaulinksufrigbegleitendenÜber-
schwemmungsgebiet, fehlgeschlagenwaren, fandman einen Partner im Flo-
ridsdorferGymnasium,dessenLeitungbereitwar, ihrSportarealmitderHako-
ahgemeinsamzunutzen.AuchderGrundeigentümerhattebereitszugestimmt.
Als vehemente Gegner der Abmachung erwiesen sich allerdings die sozialde-
mokratischenBezirksbehörden, der ganz in derNähebeheimatete Floridsdor-
fer AC und der sozialdemokratische SportverbandVAS: Sie alle forderten das
Areal für denArbeitersport.79 Als Argumentwurde imAugust 1919 angeführt,
dassdieHakoahandiesemOrt „nichtbodenständig“ sei. IgnazHermannKör-
75 Karl Haber, Kleine Chronik der HakoahWien. Teil 1: 1909–1938. In: Jüdisches Museum
Wien (Hg.),Hakoah, 23–30,hier 23.
76 SusanneHeleneBetz, VonderPlatzeröffnungbis zumPlatzverlust.DieGeschichtederHa-
koah Wien und ihrer Sportanlage in der Krieau 1919–1945. In: Betz, Löscher, Schölnberger
(Hg,), „...mehr als einSportverein“, 150–184, hier 151.
77 FriedrichTorberg,Warum ich stolz darauf bin. In:Baar (Hg.), 50 JahreHakoah, 278–283,
hier 279.
78 ArthurBaar, Fußballgeschichten. ErstesundHeiteres.HakoahWien (TelAviv 1974) 26ff.
79 ÖStA,HHStA,Hofaerar,Karton8,Mappen1337, 1442, 1456;Karton5,MappeFile845;Kar-
ton 6,Mappe 992; ÖStA, AdR, Soziales, Arbeit, Gesundheit und Sport, BM f. Soziale Verwal-
tung, 1. Republik, BestandVolksgesundheit, Karton1638, 27668 und 26220. FürwichtigeHin-
weise und die Überlassung von Kopien sämtlicher Archivalien danken wir Susanne Helene
Betz.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918