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tiertdurchdievoneben jenenBürgerngegründetenundunterstützten lokalen
Vereine.
WurdederHakoahalsodieSpielmöglichkeit inFloridsdorfverunmöglicht,
war das nicht zuletzt einer hegemonialen sozialdemokratisch-kleinbürgerli-
chen Allianz gegen die zionistische Hakoah zuzuschreiben. Doch imKontext
der Frage nach jüdischen Identitäten und jüdischer Differenz ist eine zweite
KonfliktlinievonBedeutung:SowohlderFloridsdorferACwieauchdieAdmira
hatten ja, wie ausgeführt, etliche jüdische Funktionäre und Geldgeber. Als
zweiteDifferenzierung inder FragedesHakoah-Platzes ist also jene zwischen
dem etablierten, gern als „assimiliert“ bezeichneten Judentum einerseits und
der zionistisch-nationalenHakoahandererseits zuberücksichtigen,die zudem
oftmit ostjüdischer Zuwanderung identifiziertwurde.
Der Umzug in die Leopoldstadt war also nicht die primäre Intention der
Hakoah. 1921wurdenach längerenVerhandlungen jedochder Baudes neuen
Platzes in der Krieau begonnen, schon imApril 1922wurde die erste Ausbau-
stufemit einemFußballturnier eröffnet, nach etlichen ZubautenundErweite-
rungen erfolgte die endgültige Präsentation für die – auch internationale –
Öffentlichkeit imAugust 1925 bei der Abschlussveranstaltung des Sport- und
Turnerfestes aus Anlass des 14. Zionistenkongresses inWien.82 Spätestens zu
diesem Zeitpunkt bürgerte sich auch in der Presse der Begriff „die Krieauer“
ein,wennvonderHakoahdieRedewar.
„Strategien“desRaumes
Lisa Silverman fokussiert in ihrer Studie über jüdischeDifferenz imWien der
ZwischenkriegszeitaufzweizentraleAspekteunseresThemas:Zumeinensieht
Silverman in der Topografie, im „jüdisch“ bzw. „nichtjüdisch“ konnotierten
Raum, ein entscheidendes Element jüdischer Identifikation und Selbstwahr-
nehmung,83 zumanderen interpretiert sie diese Zuschreibungen alswesentli-
chesVokabular, das aus der Innen-wieAußenperspektive als Topos positiver
Identifikation,neutralgehaltenerBeschreibungoderverurteilenderAbwertung
verwendetwird.
Stellen wir abschließend die anfangs skizzierten Funktionärsbiografien
vonSiegfried SamuelDeutschundLeoKlagsbrunn in den generellenKontext
82 Betz, Platzeröffnung, 154f.
83 Lisa Silverman, Becoming Austrians. Jews and Culture between theWorldWars (Oxford/
New York 2012); Lisa Silverman, Jewish Memory, Jewish Geography. Vienna before 1938. In:
Arijit Sen, Lisa Silverman (Hg.),Making Place. Space andEmbodiment in the City (Blooming-
ton/Indianapolis 2014) 173–197.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Title
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Subtitle
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Authors
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 376
- Categories
- Geschichte Nach 1918