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Prvi rej
Erste überlieferte Darstellung
des prvi rej aus dem Jahr
1798 (J. G. H. Schlegel: Rei-
se durch einige Theile vom
mittäglichen Deutschland
und dem Venetianischen)
Karel – Gašper. In : S. Karner, V. Sima, J. Stergar : Wer war wer ? Slo-
wenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowenien. (S. Karner – A.
Moritsch (Hgg.) : Aussiedlung – Verschleppung – nationaler Kampf).
Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2005, 314 ; M. Linasi : Koroški partizani.
Protinacistični odpor na dvojezičnem Koroškem v okviru slovenske Osvo-
bodilne fronte. Celovec [e. a.] 2010 ; M. Linasi : Die Kärntner Partisa-
nen. Der antifaschistische Widerstand im zweisprachigen Kärnten unter
Berücksichtigung des slowenischen und jugoslawischen Widerstandes. Kla-
genfurt/Celovec [e. a.] 2013.
Janez Stergar ; Üb.: Valentin Sima, Bojan-Ilija Schnabl
Prvi rej [der erste Tanz] (visoki rej [der hohe Tanz]).
Prvi rej [Der erste Tanz] ist der Name eines → Tan-
zes, der einst und bis heute im → Gailtal/Ziljska dolina
an →
Kirchtagen getanzt wird (→ Brauch). Die Feiern
zum Namenstag der Kirchenpatrone verliefen üblicher-
weise in drei Teilen und zwar mit der Festmesse (slow.
velika maša) am Vormittag, die in der Regel ungefähr zu
Mittag endete, danach fand am frühen Nachmittag das
štehvanje [→ Kufenstechen] statt, dem zuletzt der prvi
rej [der erste Tanz] folgte. Das Recht auf den ersten
Tanz hatten die Mitglieder der dörflichen Burschen-
schaft, der sog. konta. Die Tänzerinnen waren nach
den ersten Zeugnissen, wie auch noch heute, besonders
festlich in der sog. → Gailtaler Tracht (ziljska noša) ge-
kleidet. An Sonntagen durften nur die Unverheirateten
tanzen, während die Verheirateten tags darauf tanzten,
als der prvi rej wiederholt wurde.
Da das Kufenstechen zusammen mit dem sog. ersten
Tanz in der Vergangenheit große Aufmerksamkeit er-
regte, gibt es zu diesem, im Gegensatz zu anderen Tän-
zen, verhältnismäßig viele frühe Zeugnisse.
Die ältesten Beschreibungen, die sich wahrscheinlich
auf den prvi rej beziehen, reichen in das späte 18. Jh.,
eine findet sich in der Reisebeschreibung des Arztes Ju-
lius H. G. Schlegel Reise durch einige Theile von mit-
täglichen Deutschland und dem Venetianischen, wo er den
Tanz der Gailtaler erwähnt. Neben der Beschreibung
findet sich auch eine bildliche Darstellung des Tanzes.
1801 veröffentlichte Balthasar → Hacquet eine ähn-
liche Beschreibung. Die ältere Bezeichnung visoki rej
(hoher Tanz) findet sich erstmals in einer Handschrift
des Villacher Kreiskommissars Franz Werner aus
dem Jahr 1807 im Kapitel »Ergötzlichkeiten«. Vermut-
lich bezieht sich die Bezeichnung visoki rej auf die äl-
tere Form des Tanzes, die einen schnelleren Rhythmus
aufwies als jene des prvi rej. Da dieser Tanz ermüdend
war, wurde er nur kurze Zeit getanzt, danach folgten
verschiedene Formen des Steirer- oder Ländler-Tanzes
(slow. štajeriš oz. lendler). Der visoki rej wurde wahr- scheinlich teilweise improvisiert. Angesichts der Quel-
len kann man annehmen, dass ähnliche Formen des
Tanzes in →
Krain/Kranjska und in Kärnten/Koroška
zumindest seit dem 17. Jh. verbreitet waren. Einige Au-
toren verbinden das Eigenschaftswort visoki [hoch] mit
der festlichen Funktion des Tanzes, ähnlich wie bei der
Hochzeit.
Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s gibt es Zeug-
nisse dazu, dass der Tanz zwei Teile hatte, wobei Gesang
und Tanz einander abwechselten. Nach mündlicher
Überlieferung wurden nach den einzelnen Tanzwie-
derholungen Lieder gesungen, deren Beginn geistli-
chen Charakters war. Mit dem Gesang sollte der Jäger
mit einer schrecklichen Gestalt abgewehrt werden, der
einst beim Tanz unter der → Linde (rej pod lipo) bei
→ Kirchtagen erschienen sein soll. Demnach soll der
Jäger mit jedem Mädchen so lange getanzt haben, bis
es tot darniederlag. Daher wurde vor dem Beginn das
Lied mit religiösem Inhalt gesungen und seither zeigte
sich der furchterregende Gast nicht mehr. Der Tanz be-
gann immer mit dem folgenden Lied :
Buoh nan dej t-en dober čas,
ta pərvə rej začele smo,
ta pərvə rej začele smo.
Tur je z Buogan, Buog je z njin,
sam Ježəš je Marijən sin,
sam Ježəš je Marijən sin. Gott gebe uns eine gute Zeit,
den ersten Tanz haben wir begonnen,
den ersten Tanz haben wir begonnen.
Wer mit Gott ist, mit dem ist Gott,
Jesus selbst ist Mariens Sohn,
Jesus selbst ist Mariens Sohn.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602