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Slomšek, Anton Martin
Fran Kovačič, 1935
seiner bekanntesten Werke : In Erinnerung an seine
Klagenfurter Schüler verfasste er ein liturgisches Hand-
buch unter dem Titel Mnemosynon slavicum, das Groß-
teils auf Slowenisch war, in dem er Erläuterungen der
Sakramente gab. Außerdem publizierte er Ansprachen
und Gedichte. Dabei wirkten Mihael Stojan, Matija
Vodušek, Mihael Zagajšek und Jakob Prašnikar
mit. Gedruckt wurde das Werk bereits 1839, es scheint
jedoch die Jahreszahl 1840 auf. Das bedeutendste Werk
dieser Periode war allerdings Blaže ino Nežica v nedelski
šoli [Blaže und Nežica in der Sonntagsschule], das er
1841 schrieb und das 1842 veröffentlicht wurde, rasch
ausverkauft war und mehrere Ausgaben erfuhr. Das
Buch erlangte große Bedeutung als grundlegendes pä-
dagogisches Werk, das S.s Pädagogik am besten dar-
stellt. Danach gilt es, in konkreten Lebenssituationen
grundlegende Regeln zu entdecken und zu lernen : eine
realistische Lebenshaltung einzunehmen (Sorgfalt, En-
gagement, Umsicht), die auf einer moralischen Bildung
und einem lebendigen, persönlichen Glauben ruht. Be-
reits in Vuzenica wurde S. 1844 zum höheren Schul-
inspektor und Kanonikus in → St.
Andrä im Lavanttal
(Šentandraž v Labotski dolini) (1. Oktober 1844 bis 24.
April 1846) ernannt. In dieser Funktion setzte er sich
für eine gesamtheitliche Erziehung »des Herzens und
der Vernunft« ein, wobei die Schule das Kind nicht mit
Wissen überfordern solle und beide zu einer ganzheit-
lichen Entwicklung zum Wohle des Einzelnen und der
Gemeinschaft beitragen sollen. In dieser Zeit schrieb S.
eine Reihe von Schulbüchern für den Slowenisch-Un-
terricht sowie für den slowenisch-deutschen Unterricht.
Da damals der Bedarf an angemessener slowenischer
Lektüre nicht zuletzt dank der Sonntagsschulen stieg,
versuchte S. seinen lange gehegten Plan zur Grün-
dung einer Gesellschaft zu verwirklichen, die Bücher
zu günstigen Preisen für das Volk herausgeben sollte,
wobei er sich ein Beispiel an den Wiener Mechitaristen
nahm. Das Ansuchen zur Gründung einer solchen Ge-
sellschaft, die auch der Bischof von Lavant unterstützte,
legte er im Jänner 1845 beim Illyrischen Gubernium
in Ljubljana ein. Nachdem sein Antrag abgewiesen
worden war, gab S. als Übergangslösung die → Drob-
tinice heraus. Den ersten Band bereitete er bereits 1845
vor und konnte so bald danach die Drobtinice za novo
leto 1846 [Kleinigkeiten/Vermischtes/Brosamen für
das Neue Jahr 1846] herausgeben. Er fungierte 1846
und 1847 als deren Herausgeber, danach waren es seine
Schüler, wobei er bis zu seinem Tod daran mitwirkte.
Bereits im ersten Band veröffentlichte er u. a. sein Ge- dicht Ubogi otrok v faberkah [Das arme Kind in den Fa-
briken], das das erste slowenische Gedicht mit sozialer
Thematik ist (Kinderarbeit).
Am 16. Juni 1846 wurde S. zum Bischof des Bistums
→ Lavant/Lavantinska škofija ernannt und am 19. Juli
feierlich in St. Andrä im Lavanttal (Šentandraž v La-
botski dolini) inthronisiert, er folgte in dieser Funktion
dem Slowenen Franc Ksaver → Kuttner/Kutnar.
Als Bischof begann er intensiv das Bistum geistlich wie
auch organisatorisch umzugestalten und die Reste der
josephinischen Ära abzuschaffen (→ Josephinismus).
Er führte alljährliche Andachtsübungen und Volks-
missionen ein, regelmäßige bischöfliche Visitationen
in den Pfarren sowie Pastoralkonferenzen. Er verfasste
eine Reihe von Hirtenbriefen. Als Bischof lud er die
Kongregation der Lazaristen nach Österreich ein (bei
Sv. Jožef nad Celjem). 1852 gründete er die Bratovščina
sv. Cirila in Metoda za zedinjenje kristjanov [Bruder-
schaft der hll. Kyrill und Method für eine Vereinigung
der Christen], die sich in Europa ausbreitete. Für die
bedürftigen Schüler gründete er eine Einrichtung, die
diese unterstützen sollte. 1851 setzte er seine Bemü-
hungen fort, eine Buchgenossenschaft zu gründen und
unterstützte Anton → Janežič und Andreas →
Ein-
spieler bei der Gründung der Družba sv. Mohorja
(Hermagoras-Gesellschaft, → Mohorjeva), die bis
heute in Klagenfurt/Celovec, → Celje und → Gorizia/
Gorica/Görz tätig ist, bei der er im Hintergrund als
Gründer und Mäzen wirkte. So wurde er zum Grün-
dungsmitglied des ältesten slowenischen Verlages, der
mit zahlreichen populären Büchern und hohen Aufla-
gen einen außerordentlichen Beitrag für die sprachli-
che und literarische Bildung der Slowenen und die Fes-
tigung der slowenischen Identität leistete sowie hohe
kulturelle Standards der Volkskultur mit nachhaltigen
positiven Auswirkungen setzte (Hermagoras-Bücher
waren in fast allen Haushalten und in allen Vereinsbib-
liotheken der slowenischen →
Kulturvereine vorzufin-
den).
Eine der bedeutendsten und langfristig wirkenden
Errungenschaften von Bischof S. war die territori-
ale Neuorganisation des Bistums Lavant/Lavantinska
škofija unter Berücksichtigung der ethnischen Grenzen
(→ Sprachgrenze). Damit rettete er die Slowenen in
der Steiermark/Štajerska vor der völligen, zwangswei-
sen → Germanisierung (→ Assimilation). Er verlegte
den Sitz des Bistums nach → Maribor, wo er am 4.
September 1859 feierlich inthronisiert wurde. Damit
wurde Maribor das Zentrum der slowenischen Steier-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602