Page - 1250 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
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Slovenska prosvetna zveza
Krščanska kulturna zveza
(KKZ)
aus der Leitung entfernt. Sie wurde von Fran → Ilešič
(1907–1914) übernommen. Er war liberal und neoil-
lyrisch gesinnt. 1913 war der Roman Gospodin Franjo
[Herr Franjo] von Franc Maselj-Podlimbarski er-
schienen, 1914 stellten die Behörden wegen dessen an-
geblich proslawischen und antiösterreichischen Inhalts
die Tätigkeit der SM ein. Die ihr oktroyierte Zwangs-
verwaltung verwendete ihr Vermögen für den Ankauf
von Kriegsobligationen. 1917 hob der österreichische
Innenminister auf Druck der slowenischen Abgeord-
neten im Reichsrat den Einstellungsbeschluss auf. Den
Vorsitz übernahm Peter Graselli (1917–1918), nach
ihm Ivan →
Tavčar (1918 – 1920), danach Dragotin
→ Lončar (1920–1947), Oton → Župančič (1947–
1949), Anton Melik (1950–1966), Franc Koblar
(1966–1975), Fran →
Zwitter (1975–1978), Bogo
→ Grafenauer (1978–1987), Primož Simoniti
(1987–1994), Joža Mahnič (1994–2008) und Milček
Komelj seit 2008.
Lit.: EJ ; ES. – I. Grafenauer : Zgodovina novejšega slovenskega slovstva.
2. Ljubljana 1911, 79–81 ; F. Bernik (Hg.) : Slovenska matica 1864–
1964. Zbornik razprav in člankov. Ljubljana 1964 ; J. Mahnič (Hg.) :
Slovenska matica 1965-2003.Včeraj, danes, jutri. Ljubljana 2004.
Web : www.slovenska-matica.si (15. 8. 2008).
Andrej Vovko † ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Slovenska prosvetna zveza [Slowenischer Kultur-
verband], ab 1934 Nachfolgeorganisation der →
Slo-
venska krščansko-socialna zveza [Slowenischer christ-
lich-sozialer Verband].
Ab der Mitte des 19. Jh.s entstanden in Kärnten/
Koroška zahlreiche Lese- und Bildungsvereine, die ge-
meinsam mit dem Slowenischen Verein in Klagenfurt/
Celovec als Vorgänger der späteren →
Kulturvereine
betrachtet werden können.
Im Jahr 1908 wurde die Slovenska krščansko-socialna
zveza [Slowenischer christlich-sozialer Verband] als
einzige Interessenvertretung der Kärntner Slowenen
gegründet, womit die slowenische Kulturarbeit in
Kärnten/Koroška erstmals eine zentrale Leitung erhielt.
Obwohl die Epoche nach der Gründung von Ausein-
andersetzungen mit deutschnationalen Kreisen geprägt
war, waren zahlreiche lokale Vereine sehr aktiv, v. a. in
der Organisation von Vorträgen und Theaterstücken
(→ Theater). Letztere wurden zunehmend länger und
komplexer und sollten der nationalen Selbstfindung
Vorschub leisten. Einen ersten Höhepunkt erreichte
die slowenische Kulturarbeit mit der Aufführung der Miklova Zala von Jakob → Sket im Jahr 1911 in Kla-
genfurt/Celovec. Der Ausbruch des Ersten Weltkrie-
ges bedeutete jedoch das vorübergehende Ende einer
kontinuierlichen slowenischen Kulturarbeit. Ein neues
Selbstbewusstsein unter den Slowenen sollte erst im
letzten Kriegsjahr erwachen.
Nach der → Volksabstimmung war die Stimmung
in Kärnten/Koroška ausgesprochen slowenenfeindlich.
Die daher dringend notwendige zentrale Organisation
wurde mit der Reaktivierung der Slovenska krščansko-
socialna zveza [Slowenischer christlich-sozialer Ver-
band] am 2. März 1922 erreicht. Problematisch war
jedoch die seit seiner Gründung dominierende, nun zu-
nehmend ausschließliche Ausrichtung auf die Bauern-
schaft. Damit wurden alle anderen sozialen Schichten
der slowenischen Bevölkerung ausgeschlossen und die
Zahl jener, auf die der Verband mit seiner kulturpoliti-
schen Arbeit Einfluss nehmen konnte, schrumpfte auf
ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe (→ Vertreibung
1920).
Ab Mitte der 20er-Jahre versuchte die Führung den
Chorgesang anstelle des verbreiteten und beliebten
Theaterspiels als traditionelle kulturelle Ausdrucksform
der Kärntner SlowenInnen zu propagieren (→ Chor-
wesen). Die Gründe liegen in der reaktionären Politik,
mit der ihr wichtigster Vertreter Vinko → Zwitter
die Formierung einer starken slowenischen Einheit an-
strebte. Der Versuch, das Laienspiel zurückzudrängen,
führte zwar zu einer Entfremdung von kulturpolitischer
Führung und Basis, die Bedeutung der trotz anhalten-
der Angriffe erzielten Festigung der slowenischen kul-
turellen und politischen Identität wurde jedoch in den
Jahren 1942–1945 sichtbar.
Am 22. November 1934 erfolgte, wahrscheinlich
aufgrund veränderter Rahmenbedingungen im Stän-
destaat, die Umbenennung in Slovenska prosvetna
zveza [Slowenischer Kulturverband]. Dieser war von
nun an die einzige legale slowenische Organisation in
Österreich. Konnte die kulturelle Arbeit in diesen Jah-
ren jedoch trotz zahlreicher, auch subtiler werdender
An- und Übergriffe fortgesetzt werden, so änderte sich
die Lage mit dem → »Anschluss« Österreichs durch
Hitlerdeutschland radikal. Um eine fortdauernde Kul-
turarbeit zu ermöglichen, versuchten die zum Teil vom
Nationalsozialismus geblendeten slowenischen Eliten,
den neuen Machthabern zwar möglichst wenig An-
griffsfläche zu bieten, nach anfänglich auf Einzelper-
sonen und lokale Vereine beschränktem Terror wurden
aber auch die bürokratischen Hindernisse immer grö-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602