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Tainach/Tinje
Tainach/Tinje, Altar mit
slowenischer Inschrift, Foto
Daniel Sturm
Tainach/Tinje, 360°
Sodalitas ert werden kann. Nach Grafenauer war T./T. eine
→
Edlingersiedlung (slow. koseška naselbina).
T./T. war wahrscheinlich eine Urpfarre. Urkundlich
werden 1123/30 Ruprecht und Eberlin de Tinach
erwähnt, bereits 860 wahrscheinlich das südlich ge-
legene Drauhofen/Dravski Dvor als curtis ad Trahove.
Urkundlich wird auch die Propsteikirche Mariae Him-
melfahrt und hl. Valentin (Marijino vnebovzetje in sv.
Valentin) 1135 und 1143 erwähnt. 1231 wird sie dem
Völkermarkter Kapitel unterstellt, der Propst von Völ-
kermarkt/Velikovec war gleichzeitig auch Pfarrer von
T./T. Die Pfarre umfasste noch bis ins 17. Jh. 17 Filial-
kirchen, 1659 waren es noch 14.
T./T. ist eng mit der slowenischen → Kulturge-
schichte verbunden, zumal bis ins 20. Jh. die sloweni-
sche →
Sprachgrenze noch weit im Norden und die
Pfarre bis zur Ersten Republik slowenisch (nunmehr
zweisprachig) war (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/
Krška škofija 1924). Zu den bedeutendsten Sprach-
denkmälern zählt die sog. →
Tainacher Handschrift
(Tinjski rokopis) aus Rakollach/Rakole. Die kirchen-
rechtliche Stellung des Slowenischen in der Pfarre
und im gleichnamigen Dekanat erklärt auch die Prä-
senz slowenischer Geistlicher, deren Verzeichnis sich
wie ein Who’s who bedeutender Persönlichkeiten der slowenischen katholischen politischen und kulturel-
len Bewegung des 19. und beginnenden 20. Jh.s liest.
Von den slowenischen Pröpsten bzw. Pfarrern von T./T.
treten bis zur Zwischenkriegszeit hervor : 1835–1837
Anton Supančič, 1837–1859 Dr. Lorenz Wellwich,
1859–1868 Josef Germitsch (Slowene ?), 1868–1876
Jakob Westermayer (Slowene ?), 1877–1902 Lorenz
Sereinik, 1902–1906 Anton Trobesch, 1906–1919
Gregor → Einspieler, 1919–1920 Franz Ksaver
→ Meško (Provisor), 1920–1928 Dr. Martin → Ehr-
lich und 1928–1959 Anton → Benetek. Kaplan in
T./T. war auch Janez → Hutter. Aus Hum/Hum
bei T./T. stammt zudem der langjährige slowenische
Erzbischof von → Gorizia/Gorica/Görz Franz Ksaver
→ Luschin/Lušin und in T./T. besuchte des slowe-
nische spätbiedermeierliche Landschaftsmaler Markus
→ Pernhart die Volksschule. In T./T. wurde laut
Moravski (Rožič) 1889 eine slowenische Spar- und
Darlehenskasse (Hranilnica in posojilnica) gegründet
(→ Genossenschaftswesen).
Von der slowenischen Kulturgeschichte im Ort und
der Pfarre zeugt auch der →
Kreuzweg mit sloweni-
schen → Inschriften in der jüngeren gajica (→ Schrift),
sowie weitere Altar- und →
Grabinschriften.
T./T. beherbergt eine der bedeutendsten, heute inter-
kulturellen slowenischen Bildungseinrichtungen, das
Katholische Bildungshaus/Katoliški dom prosvete So-
dalitas (→ Sodaliteta). Nach der → Volksabstimmung
und nach der Auflösung der →
Abstimmungszone A
war das autonome slowenische Bildungswesen völlig
zusammengebrochen (→ Schulwesen unter jugosla-
wischer Verwaltung in der Zone A). Ab 1929 wurden
als Reaktion darauf im Propsteihof in T./T. Exerziti-
enkurse abgehalten. Nach der Befreiung 1945 vergin-
gen fast wieder zehn Jahre, bis 1954 auf Initiative des
Prälaten Rudolf →
Blüml zunächst ein bäuerlicher
Bildungshof für die slowenische Landjugend mit Lehr-
gängen vornehmlich in den Wintermonaten seinen Be-
trieb aufnahm. In der Folge errichtete aus Mitteln der
Hinterlassenschaft von Alojzij → Kuhar die Priester-
gemeinschaft → Sodaliteta ein eigenes Exerzitien- und
Bildungshaus, das seither insbesondere das → Jauntal/
Podjuna, aber auch das nach Sturm-Schnabl noch
bis 1938 weitgehend slowenischsprachige Klagenfurter
Feld/Celovško polje abdeckt(e).
Lit.: ES (Jernej Zupančič, Ivan Stopar : Tinje ; B. Grafenauer : Ko-
sezi) ; Dehio 2001 : 939–941. – dr. Moravski [Valentin Rožič] : Slo-
venski Korotan. Celovec 1919, 37, 38 ; K. Sturm-Schnabl : Die slove-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602