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Terminologie
Pleteršnikov slovensko-
nemški slovar
1848, zumal zentrale Neuerungen (Verwaltungsreform,
Justizreform, → Reichsgesetzblatt und Landesgesetz-
blätter) auf diese zurückgehen. Im gegenständlichen
Fall erscheint also angesichts neuerer Erkenntnisse
eine Neuinterpretation des slowenischen Begriffes »us-
tavna doba« oder eine gezieltere Verwendung des Be-
griffs ustavna zgodovina [Verfassungsgeschichte] an-
gebracht. Zudem verleiht eine solchermaßen erfolgte
lexikografische und terminologische Neubewertung
und Berücksichtigung zentraler verfassungsrechtlicher
Meilensteine dem Diskurs um die nationale Frage und
um die aktuelle Diskussion um Minderheitenrechte
zusätzliche bereichernde historische Referenzen. Glei-
ches gilt für die →
Ortsverzeichnisse aus den Jahren
1849/50, 1854, 1860, 1880/82, 1883 und 1918. Deren
lexikografische und terminologische Identifikation
kann dazu beitragen, den jüngeren Menschenrechtsdis-
kurs um zweisprachige Ortstafeln um eine rechtshisto-
rische, amtssprachliche Dimension zu bereichern sowie
um kognitive Dissonanzen in Bezug auf die vielfach
negierte historische gesellschaftliche und rechtliche
Stellung des Slowenischen zu überwinden.
Biographien als Ausgangspunkt für konzeptu-
elle Terminologie. Bei zahlreichen Biografien, die,
wenn sie aus der Perspektive der slowenischen Kultur-
geschichte geschrieben sind oder zumindest diese be-
wusst hinterfragen, ergeben sich wesentliche zusätzli-
che Erkenntnisse zur allgemeinen Kulturgeschichte. So
ist das Wirken des Kärntner Landeshauptmanns J. N.
→ Schloissnigg/Šlojsnik wenig bekannt, obwohl
oder gerade weil er sich stets für die Slowenen und die
slowenische Sprache einsetzte, und im →
Gailtal/Zilja
sind lediglich eine Straße und eine Brücke benannt.
Sonst wurde er offensichtlich weitgehend dem kollek-
tiven Vergessen preisgegeben. Die Perpetuierung der
Tradition der Heiligen →
Hildegard von Stein/
Liharda Kamenska, die zahlreiche Elemente aus
anderen Kulturkreisen inkulturierte, bedurfte notwen-
digerweise der Vermittlerrolle des Slowenischen und
konnte nur so bis heute ihre Bedeutung als Volkshei-
lige behalten. Die Kärntner Malereien des friulani-
schen Malers neonazarenischer Ausrichtung Jacobo
→ Brollo erhalten erst unter Berücksichtigung der
slowenischen politischen und Sozialgeschichte zusätz-
liche Bedeutungsebenen und eine besondere Stellung
in der regionalen Kunstgeschichte (was für die Künst-
ler des Nötscher Kreises/Čajnski krog aus Nötsch im
Gailtal/Čajna noch aussteht, insbesondere für Franz
→ Wiegele, der Slowene bzw. slowenischer Herkunft war). Die spätbiedermeierliche Landschaftsmalerei des
Kärntner Slowenen Markus → Pernhart stammt aus
einer Zeit, als in Frankreich etwa schon der Impressio-
nismus aufkam, und wird erst aus der regionalen Sozi-
algeschichte verständlich. Ähnliches gilt für die Male-
rei des affirmierten Slowenen Peter → Markovič aus
Rosegg/Rožek. Biografien eignen sich solchermaßen
in besonderer Weise, historische Entwicklungen und
Konzepte darzustellen und zu verstehen, was sich not-
wendigerweise auch in der Begrifflichkeit bzw. T. spie-
geln muss.
Transkultureller interdisziplinärer Dialog aus
translationswissenschaftlicher Sicht. Eine be-
sondere Herausforderung der modernen T. ist deren
Eignung für den interdisziplinären, transkulturellen
und mehrsprachigen Dialog, wie er sich auch in den
modernen terminologischen Datenbanken auf europä-
ischer und internationaler Ebene darstellt. Ein Termi-
nus muss als solcher erkannt werden und idealerweise
eine klare Übersetzung in einer Zielsprache aufweisen,
die vergleichbare semantische Konnotationen in sich
trägt. Das Erfordernis einer Eignung der T. im trans-
kulturellen Dialog ist aus translationswissenschaftlicher
Sicht insbesondere immer dort von größter Bedeutung,
wo traditionelle interkulturelle Beziehungen einerseits
einen intensiven wissenschaftlichen und andererseits
einen allgemeinsprachlichen Austausch erfordern, wie
dies in Kärnten/Koroška der Fall ist.
Dabei können spezifische kulturgeschichtliche Phä-
nomene durchaus mit dem aus der Ausgangssprache
entlehnten Fachbegriff bezeichnet werden, insbeson-
dere wenn es etwa im Deutschen keine korrekte Ent-
sprechung gibt. Ein Beispiel einer solchen →
Ent-
lehnung ist der Begriff des → Bukovništvo, das in
kulturgeschichtlicher Hinsicht in vielerlei Aspekten ein
einzigartiges Phänomen ist. Ein weiteres diesbezügli-
ches terminologisches Beispiel ist die → Žlahta im
Unteren Gailtal/Spodnja Ziljska dolina, zumal die am
ehesten zutreffenden Begriffe im Deutschen »Sippe«
oder »Großfamilie« nach Wiesflecker hic loco der
spezifischen kulturgeschichtlichen Erscheinung der
Žlahta nur teilweise gerecht werden. Auch lassen sich
die slowenischen Alphabete der Bohoričica und der
Gajica kaum anders erfassen als mit den aus dem Slo-
wenischen entlehnten Begriffen (→ Schrift).
Erfolgt die Bildung neuer Termini genuin mehrspra-
chig (und nicht mit nur einer Fremdsprache als Refe-
renzsprache, wie dies noch Ende des 19. Jh.s im slowe-
nischen Sprachraum weitgehend der Fall war in Bezug
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602