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Volkskunst
der Koroška bis nach Kozjansko) bescheidener und ließ
auch Elemente aus dem Biedermeier einfließen. Die
Objekte in den Gebieten Pomurje, Bela Krajina, Koz-
jansko und Dolenjska wiesen bescheidene, auf baro-
cken Formen basierende architektonische Akzente auf
(Fensterrahmen, geschnitzte Sparren u. a.).
Von ähnlicher Bedeutung wie die bildhauerischen
Erzeugnisse sind für die V. Errungenschaften der
Zimmermannskunst, die ebenfalls vorwiegend baro-
cke Merkmale aufwies. Hervorzuheben sind beson-
ders Doppelharpfen (Savinjska dolina, Umgebung von
Ljubljana, Dolenjska), die mit ihren kunstvoll gestal-
teten Holzkonstrukten und reichen architektonischen
Elementen eine Meisterleistung der Zimmermanns-
kunst darstellen.
In den Bauernhäusern des 18. Jh.s wurden immer
häufiger »schwarze Küchen« gebaut, die Möglichkei-
ten für anspruchsvollere Ausstattung des Wohnraumes
boten (Hinterglasbilder, bemaltes Mobiliar). Auch in
Bauernhäusern verbreiteten sich Kachelöfen, deren
Kacheln mit kunstvoll gestalteten Blumen- und Herz-
motiven, heraldischem Adler sowie mit Marien- und
Heiligenfiguren bemalt waren. Im 19. Jh. verbreiteten
sich allmählich vereinfachte Gießöfen. Figural ge-
schmückte Öfen wurden im östlichen Slowenien erst
im späten 19. Jh. bekannt. Am häufigsten vertreten
waren Blumenmuster (Blumensträuße), Marienmono-
gramme oder das Christus-Monogramm (IHS), Maria
und verschiedene Heilige. Im Prekmurje (Übermurge-
biet) verbreiteten sich bemalte Bauerntruhen mit reich
ausgeschmücktem Tulpenmotiv, während in der Pri-
morska und im Kras intarsierte, mäßig ausgeschmückte
Truhen vertreten waren. Mit ähnlichen Verzierungen
und Bemalungen wie Bauerntruhen waren auch Klei-
der- oder Vorratsschränke, Wandkästchen, Betten und
Wiegen versehen. In der Keramik wurden Formen aus
früheren Epochen bewahrt, was im Wesentlichen auch
für Essgeschirr und Krüge gilt. Reichere Zierformen
entwickelten sich im Prekmurje. Für die Region der
Primorska waren geschmückte Steingefäße und Mörser
charakteristisch, im 19. Jh. begann man verzierte Kup-
fergefäße zu verwenden.
Die kunstvolle Objektfertigung ging allmählich auch
auf den Bereich diverser Arbeitsgeräte über, z. B. Och-
senjoch, Spinnrad, Wetzkumpf, Backtrog, Webstuhl,
Wein- und Obstpressen, aber auch Holzgefäße, Holz-
fässer, Korb- und Eisenwaren. Auch die Bekleidung
erfuhr immer reichere Verzierung, insbesondere durch
Stickerei, wertvolle Gürtel und Dekorstoffe (→ Gailta- ler Tracht/ziljska noša). Auch der Schmuck folgte dem
aktuellen Modetrend. Elemente der V. finden sich
ferner bei Palmbuschen, Weihnachtskrippen, Masken,
Festtagsgebäck, Votiv- und Andachtsbildern, Grabstei-
nen, volkstümlichen Musikinstrumenten, Uhren mit
Gewichtsantrieb (vorwiegend aus dem Schwarzwald),
Pfeifen, Kinderspielzeug u. a.
Für die slowenische Sprach-, Kultur- und Kunstge-
schichte sowie für die V. im Speziellen bedeutend wa-
ren nach Domej ab dem Ende des 18. Jh.s zahlreiche
gemalte und mit → Inschriften versehenene → Kreuz-
wege, die wieder aufgekommen waren, nachdem die
josephinischen Kirchenreformen rückgängig gemacht
worden waren (→ Josephinismus). Sie stellten eine
prestigevolle Ausdrucksebene der Sprache dar, waren
aber in der Regel malerisch volkstümlicher als jene aus
dem 19. Jh. vom → Klagenfurter Feld/Celovško polje,
während der Kreuzweg von →
Maria Gail/Marija na
Zilji einer Malschule entspringt. Für die spätbarocken
Fresken und die darin integrierten → Chronogramme
von St. Martin am Techelsberg/Šmartin na Teholici
und Tibitsch/Tibiče, die ebenfalls erstmals von Domej
für die slowenische Kulturgeschichte beschrieben wur-
den, gilt Ähnliches.
Das Holz stellte in Kärnten/Koroška bis in die
Mitte des 19. Jh.s den wichtigsten Baustoff dar. In
dieser Zeit erreichte die bodenständige Holzbaukunst
ihre Blütezeit. Zu den schönsten Beispielen zählen die
Speicherbauten oder »Getreidekästen«. Nach Oskar
Moser (1954 : 39 f.) zeichnete sich und zeichnet sich
Kärnten/Koroška im Bereich des ländlichen Hausge-
werbes besonders durch die textilen Künste der Frauen,
wie Weberei und Stickerei (überwiegend Buntsticke-
rei ; z. B. Rosentaler Weihkorbdecken), aus. Ferner
sind hier Korbflechter und »die einst weit verbreiteten
Holzgabel- und Rechenmacher, die Holzwarenerzeu-
ger und Zockelmacher des Jaun- und Rosentales, die
Schindelmacher sowie die heute verschollenen Stroh-
hutflechter des Oberrosentales und die noch lebendige
Strohflechterei im Mölltal und Lesachtal« (Moser
1954 : 39 f.) zu nennen. Moser verweist auch auf die
auf örtlich engstem Raum beschränkte Graveurkunst
der Ferlacher Büchsenmacher, die »zum eigentlichen
und echten Handwerk« hinüberleitet. Im Unteren
Rosental/Rož war einst das Handwerk der Fassbinder
und Schäfter beheimatet. Im → Jauntal/Podjuna wa-
ren einzelne bäuerliche Bienenbrettmaler tätig, deren
kunstvolle Erzeugnisse bis in die Štajerska (Unterstei-
ermark) und nach →
Krain/Kranjska ihren Weg fan-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602