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Volkslied, geistliches
vom den hl. Geist], Kadar je Jezus v nebu šal [Als Jesus
in den Himmel ging], Tožba inu molitov [Klage und
Gebet] und von Jurij → Dalmatin Ena srčna moli-
tov zoper Turke [Ein herzliches Gebet gegen die Tür-
ken], Ta božična pejsen [Dies Weihnachtslied] sowie
von Adam →
Bohorič Jutranja pesem [Morgenlied]
(Logar). Doch das geistliche Volkslied wurde von der
Kunstpoesie nicht verdrängt, da es eigene, nicht an die
Gesetze der Schultheorie angelehnte Gesetzmäßigkei-
ten und Formen hat, sich nicht auf höhere, mehr oder
weniger gebildete Schichten begrenzt, sondern über-
wiegend in Unterschichten und musikalisch ungebil-
deten Kreisen lebt, meist mündlich tradiert wird und
weil es, Wort und Melodie untrennbar vereinend, das
Brauch- und Alltagsleben der Menschen begleitet.
Die Gründung des steirischen Jesuitenkollegiums im
Jahre 1573 in Graz war für die Entwicklung des slo-
wenischen geistlichen Volksliedes in Kärnten/Koroška
insofern bedeutend, als dort in der Folge wichtige
slowenische Kirchenliederbücher und Liedertexte ge-
druckt wurden (→ Jesuiten). Im 17. Jh. sind einige äl-
tere geistliche Volkslieder aufgezeichnet worden. Wir
finden sie einerseits in der Handschrift von Kalobje
(einer Pfarre südlich von Šentjur pri Celju), in welcher
ein unbekannter Schreiber um 1650 42 slowenische
und zwei lateinische Lieder (besonders viele Marien-
lieder, zusammen 4.100 Verse und 1 Notenbeispiel)
zusammentrug (das Liber Cantionum Carniolicarum) ;
L. Legiša meinte, dass der Schreiber M. Kastelec
gewesen sein könnte. Weiters veröffentlichte Alasia
da Sommaripa im Jahre 1607 ein italienisch-slowe-
nisches Wörterbuch, worin auch slowenische geistliche
Lieder enthalten sind (Kumer).
Als Ahacij Steržinar im Jahre 1729 in Graz seine
slowenischen Kirchenlieder herausgab, die sich in
Kärnten/Koroška weit verbreiteten, tat er dies mit der
Zielrichtung, die alten Legendenlieder, die im Volke
lebten, zu verdrängen, indem er über Letztere meinte,
dass sie več k špotu koker k časti teh svetnikov [mehr der
Verspottung als der Hochachtung der Heiligen dienlich
wären].
Auch Klagenfurt/Celovec war in der → Gegen-
reformation Druckort slowenischer geistlicher Ge-
sangsbücher. Primož →
Lavrenčič veröffentlichte im
Jahre 1752 die Missionske Catholish Karshanske Pejssme
[Christlich-katholische Missionslieder], kurz danach
die Molitve k svetei s ternjam kronanei glavi Jesusovei
[Gebete zum dornengekrönten Haupt Jesu], etwas
später → Gutsmann Evangelie inu branje ali pisme vse nedele (1780) [Evangelien, Gebete und Lieder für
alle Sonntage], danach im Jahre 1784 Meshnu Petje, li-
tanie inu molitve [Messgesänge, Litaneien und Gebete]
und einige weitere Drucke. Überhaupt erfuhr in der
Barockzeit »das religiöse Lied eine starke Entfaltung«,
meinte Pavle Zablatnik. Das Wallfahrtslied, Passi-
onslieder und -spiele, liturgische Lieder, etwa solche
zu Marias sieben Schmerzen, sind verstärkt entstanden
und gepflegt worden. Im Spiel vom Leiden Christi aus
→ Eisenkappel/Železna Kapla oder anderen, von den
Volkspoeten (→ Bukovništvo) geschaffenen Werken
wurden u. a. geistliche Volkslieder verwendet. Im Jahre
1754 wurde von Luka →
Maurer aus Arnoldstein/
Podklošter ein umfangreiches handschriftliches katho-
lisches Kirchenliederbuch verfasst.
Urban → Jarnik, Pfarrer in St. Michael am Zoll-
feld/Šmihel, hat in Klagenfurt/Celovec ein Kirchen-
liederbuch oder geistliche Lieder, die die illyrischen
Slowenen u. a. in Kärnten/Koroška singen, samt dazu-
gehörigen Melodien herausgebracht. Die Liederausga-
ben von Bischof Anton Martin → Slomšek enthalten
ebenso geistliche und Schullieder, wie Leopold Cveks
Šestdeset pesem z napevi za cerkev, šolo in kratek čas [Sech-
zig Lieder mit Melodien für Kirche, Schule und Frei-
zeit]. Viele Kirchensänger haben sich handschriftliche
→ Liedersammlungen angelegt, welche heutzutage
eine wichtige Quelle für das tatsächlich verwendete
Liedgut darstellen.
Karel → Štrekelj hat in seiner Edition sloweni-
scher Volkslieder nicht nur im Anhang etliche geist-
liche Volkslieder in die Sammlung aufgenommen,
insbesondere bei den Brauchtumsliedern, den Toten-
liedern, Nekrologen, geistlichen Liedern von Gott, der
Dreifaltigkeit, dem Hl. Geist, Jesus und Maria und zu
div. Festtagen, sowie volkstümliche Gebete und Wall-
fahrerlieder. Er hat auch einen umfangreichen Zusatz
an volkstümlichen geistlichen oder Kirchenliedern in
19 Untergruppen (Band 3) angeschlossen.
Um die Jahrhundertwende zum 20. Jh. war die bei
der → Mohorjeva in Klagenfurt/Celovec erschienene
Sammlung von Jakob Aljaž die bedeutendste. In der
Zwischenkriegszeit wurde häufig die von Premrl
1928 erschienene Cerkvena ljudska pesmarica [kirchli-
ches Volksliederbuch] verwendet. Kurz vor dem Zwei-
ten Weltkrieg sind die Svete pesmi, Celovec 1940, er-
schienen.
Quellen : P. Santonino : Popotni dnevniki 1485–87. Celovec [e. a.]
1991 ; Ta celi catehismvs, eni psalmi, inv teh verskih Godov, stare inu
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Volume 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Subtitle
- Von den Anfängen bis 1942
- Volume
- 3 : PO - Ž
- Authors
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Size
- 24.0 x 28.0 cm
- Pages
- 566
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Table of contents
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602