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das sind 2.728 Meter (8.630) überragen. Der höchste Berg in allen außeralpinen Theilen
Europas ist der vielbewunderte Cnmbre de Mulahacen bei Granada im südlichen Spanien,
der gleichwohl die Höhe von 3.554 Meter nicht übersteigt.
Wie aber sieht es mit der äußeren Gestalt der Alpen aus und welchen Eindruck
machen sie auf den sinnigen Beschauer? — Betrachtet man sich die Alpenkette etwa von
München oder Augsburg, von Mailand oder Venedig, so wird man ferne, im Dufte des
Horizontes schwimmend, einen hohen Bergwall erblicken, der in der Länge von 100 bis 120
Graden den Gesichtskreis einschließt nnd dessen zackige Schneebekrönnng seine große Höhe
beiläufig erkeunen läßt. Weit großartiger und lehrreicher wird jedoch der Anblick des
Alpenlandes vou einer weitherrschenden Spitze im Innern des Gebirges sein, welche das
letztere seiner ganzen Breite nach zu überschauen gestattet. Von hier aus angesehen stellt
sich der Alpengürtel als ein hochaufgeblähter Wulst dar, der in der Mitte am höchsten ist,
gegen die Außenränder in Nord und Süd allmälig an Höhe abnimmt und zuletzt, mehr
oder minder steil, auf die angrenzenden Ebenen abfällt. Es ist das die Form einer langen
umgekehrten Mulde, deren Bild durch die unzähligen Thalfurchen nicht im mindesten
beeinträchtigt wird. Inmitten derselben aber ist Alles, gleich einem in wildester Aufregung
befindlichen See, mit Kämmen und Graten dicht erfüllt, zwischen denen sich eben so viele
Thäler in blauschattige Tiefen absenken; nur sind hier die Wellenberge unendlich höher
und die Wellenthäler um eben so viel tiefer als auf dem flüssigen Elemente. Eine
unbeschreibliche Großartigkeit ruht auf dem Ganzen und eine so feierliche Stille, als läge
die Natur selbst vor ihrem Schöpfer im Gebete. Ganz anders endlich sind die Bilder in
den inneren Thälern des Gebirges. Hier ist in engeren Räumen Alles mit den höchsten
Reizen der Natur übergössen. Aber wer vermöchte die fast bei jedem Schritte sich
verändernde Synthese majestätischer Formen mit den wechselnden Effecten des Lichtes
und den contrastireudeu Farben verständlich zu beschreiben! In diesem Falle ist der
zeichnende Griffel des Künstlers ungleich mehr werth als das gesprochene Wort in seiner
starren, ungenügenden Mechanik.
Es wurde oben vou dein steilen Abfalle der Alpen gegen die sie im Norden wie im
Süden einschließenden Ebenen gesprochen. Dieser Abfall ist auf der südlichen Seite im
Allgemeinen weit steiler als auf der nördlichen. Dort ruhen ihre Füße auf der lombardischen
Tiefebene, hier auf dem Flachlande der Schweiz und anf den Hochebenen Süddeutschlands.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch