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Conglomeraten, Thonschiefern, Qnarziten und Sandsteinen; die oberste Abtheilung, die
von einigen neueren Schriftstellern der älteren Devonformation zugezählt wird, ist durch
Kalksteine gebildet, welche die höheren Berggruppen südwestlich von Prag zusammen-
setzen. Eruptivgesteine verschiedener Art, namentlich Porphyre und Diabase durchbrechen
an zahlreichen Stellen die Silurschichten.
Aber nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in praktischer Beziehung hat das
Silurbecken von Böhmen hohe Bedeutung. Der reichste und im schwunghaftesten Betriebe
stehende Silber- und Bleibergbau der Monarchie, jener von Pnbram, beutet Gänge aus,
die in den tiefsten Schichten unseres Silurbeckens eingeschlossen und bereits bis zu einer
Tiefe von mehr als 1,000 Meter, eine Tiefe, die noch von keinem anderen Bergbau der
Welt erreicht wurde, verfolgt sind. Von eben so großer Wichtigkeit sind ferner die
mächtigen Flöhe von Eisensteinen, meist Rotheisensteinen, welche den mittleren Etagen
der ganzen Formation, namentlich den sogenannten Komoraner Schichten eingelagert
sind, denn sie hauptsächlich liefern das Material für die ganze böhmische Eisenindustrie;
erwähnt mögen noch werden die wieder den tiefereil sogenannten Pribramer Schiefern
angehörigen Vitriol- oder Alaunschiefer, die in den Umgebungen von Pilsen zur Darstellung
von Vitriol und rauchender Schwefelsäure verwendet werden, endlich die Kalksteine der
obersten Etage, welche vortreffliche Bau- und Werksteine, namentlich sür Prag liefern.
Nach der Bildung der Kalksteine der Prager Gegend trat eine lange Unterbrechung
in dem Absatz von marinen Ablagerungen im Innern von Böhmen ein. Schichten, die den
höheren Abtheilungen der Devonformation zugezählt werden könnten, fehlen überhaupt;
die Steinkohlen- sowie die Dyassormation sind durch Süßwasserschichten vertreten, welche
Binnengewässern ihren Ursprung verdanken; alle mesozoischen Formationen, die Trias,
die rhätische Stufe, Jura und untere Kreide, abgesehen von einer kleinen Jura-Ablagerung
in der Umgebung von Khaa, nördlich von Kreibitz, die auf eine entlang der jetzigen
Elbeniederung in das Festland eingreifende Bucht des Jurameeres hindeutet, fehlen
gänzlich. Mit dem Beginne der jüngeren Kreidezeit aber änderten sich die Verhältnisse
wieder: Meereswogen überfluteten von neuem die ganzen Niederungen des nordöstlichen
Böhmens zwischen dem südlichen Festland und dem Erzgebirge und den Sudeten im Norden
und Osten und ließen ihre Spuren in weit verbreiteten petresactenreichen Ablagerungen
in diesem Gebiete zurück. Mit dem Schlüsse der Kreide-Epoche zog sich das Meer wieder
zurück, um später nicht wieder das verlorene Terrain zu erobern. Ablagerungen der
Eocenformation fehlen gänzlich und die namentlich im nordwestlichen Böhmen so
wichtigen Neogengebilde sind durchaus nur Absätze aus süßen Binnengewässern.
Betrachten wir nun die genannten Bildungen noch etwas genauer. Die Schichten
der Ste inkohlenformat ion sind im westlichen Theile von Böhmen in einer Reihe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch