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größerer und kleinerer Becken theils auf den Gesteinen der archaischen, theils auf jenen der
Silurformation in diseordanter muldenförmiger Stellung abgelagert, ein Beweis, daß
vor ihrem Absätze schon die Gebilde, auf welchen sie ruhen, Schichtenstörungen erlitten
hatten. Sie bestehen aus Sandsteinen, die theilweise in Conglomerate übergehen, dann
aus Schieferthonen, die wenig zahlreiche, aber mächtige Flöße einer vortrefflichen Stein-
kohle einschließen. Das größte dieser Becken ist jenes von Pilsen und diesem zunächst kommt
an Wichtigkeit jenes von Radnitz. Eine noch ausgedehntere Ablagerung bildet die Stein-
kohlenformation am Nordrande der Silurformation in dem sogenannten Rakouitz-Schlau-
Kladnoer Becken, dessen Schichten im Süden auf den Silnrgebilden aufliegen, im Norden
aber unter die Schichten der Kreideformation sich hinabsenken und unter diesen bis zu einer
bisher noch unbekannten Tiefe fortsetzen. Aber auch im Nordosten des Landes, am Fnße
des Rieseugebirges, bei Schatzlar und Schwadowitz, dann bei Rossitz und Oslavan in
Mähren, ist die Steinkohlenformation mit reicher Kohlenführung bekannt.
Die Dyasformation ist allerorts in eoneordanter Schichtenstellung über der
Steinkohlenformation, sowohl über den westlichen Becken, als auch, und zwar besonders
mächtig am Fuße des Riesengebirges entwickelt. Sie besteht aus zumeist roth gefärbten
Sandsteinen und Conglomeraten mit untergeordneten Schieferthonen, dem sogenannten
Roth liegenden, welches paläontologisch dnrch zahlreiche Reste von fossilen Fischen, dann
durch verkieselte Stämme von Landpflanzen charakterisirt wird; die letzteren finden sich
hin und wieder wie bei Radowenz, Nen-Paka n. f. w. in solcher Größe und Menge, daß
man mit Recht von versteinerten Wäldern gesprochen hat. — Melaphyre sind namentlich
am Fuße des Riesengebirges in einzelnen Aufbrüchen, noch mehr aber in, den Schichten
zwischengelagerten Strömen und Decken, mit dem Rothliegenden verbunden.
Die obere Kreideformation, welche von allen Sedimentgesteinen die größten
Flächenräume im nördlichen und östlichen Böhmen einnimmt, liegt in diseordanter Lage,
und zwar in den meisten Gebieten nahezu horizontal auf den älteren Gesteinen. Nur an
deni Rande gegen das Erz- uud Riesengebirge sind ihre Schichten gestört und steil aus-
gerichtet und geben somit Zeugniß von erst nach ihrer Ablagerung stattgehabten Gebirgs-
bewegungen. Sie bestehen durchwegs aus sehr einförmigen Sandsteinen, den sogenannten
Quadersandsteinen, welche vorwaltend die älteren Schichtengruppen bilden, und aus
mergeligen Gesteinen, den Pläner Mergeln und Pläner Kalksteinen, welche
namentlich in der jüngeren Abtheilung herrschend werden. Die bizarren Felsformen, welche,
veranlaßt dnrch die horizontale Schichtung und eine meist vertieale Zerklüftung, die
Verwitterung an diesen Gesteinen hervorbringt, bedingen den landschaftlichen Reiz der
sogenannten böhmisch-sächsischen Schweiz; die gleichen steilen Wände und Felspyramiden
findet man aber auch an anderen Stellen unseres Gebietes, so beispielsweise in dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch