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Regenmenge» in Österreich-Ungarn übertreffen also die geringsten fünf- bis sechsmal im
Betrage. Die ungarischen Ebenen haben mindestens 50 bis 60 Centimeter Regensall
jährlich, gegen die Gebirge hin steigert sich derselbe überall beträchtlich und erreicht in den
Karpathen 100 bis 120; im oberungarischen Bergland 70 bis 90 Centimeter. Budapest hat
nahezu die gleiche Regenmenge wie Wien. Die galizische Hochebene ist reichlich bewässert
mit 60 bis 70 Centimeter Regcnsall, gegen die Karpathen steigert sich dieser bis zn
90 und 100 Centimeter. Von Siebenbürgen kennen wir blos den Regenfall in den
Thälern, er beträgt daselbst 65 bis 70 Centimeter. In den Niederungen von Mähren und
Schlesien treffen wir 50 bis 70 Centimeter, hier wie in Böhmen und allerorten steigert sich
der Regenfall mit der Annäherung an die Gebirge. Der südwestliche Böhmerwald scheint
die größte Regenmenge zu haben mit 120 Centimeter und darüber.
In den Alpenländern variirt die jährliche Regenmenge außerordentlich, von
60 bis zu 200 Centimeter. Die inneren Thäler (so namentlich das obere Innthal) haben
den geringsten Regenfall, die äußeren, zu welchen die Regenwinde vom Meere her den
ersten Zutritt haben, erhalten die reichlichsten Mengen. Krain ist wohl das durchschnittlich
am reichlichsten mit meteorischen Niederschlägen gesegnete Kronland, der Regensall beträgt
daselbst recht gleichmäßig 110 bis 150 Centimeter in den unteren Lagen, in der Nähe
des Gebirgsstockes des Terglon scheint er 200 Centimeter zu überschreiten.
Der dalmatinische Küstenstrcifen ist gleichfalls sehr gut bewässert, die Regenmengen
schwanken von 90 bis über 160 Centimeter (Ragnsa 162). Aus den Inseln ist der Regenfall
kleiner (Lesina 79). Auch landeinwärts nimmt der Regenfall ab, doch hat Gospic 164,
Sarajewo nur mehr circa 91 Centimeter.
Diese Überschau zeigt, daß Österreich ein mit atmosphärischem Wasser reichlich
versorgtes Land ist, und daß gerade im Südeu, wo die Temperatur am höchsten und damit
auch das Wasserbedürfniß am größten, durchschnittlich auch die reichlichsten Niederschläge
fallen. Nur für die ungarische Niederung trifft dies nicht ganz, oder doch öfter nicht mehr
zu, und das Regenbedürfniß wird dort oft größer, als die Natnr dem Lande an Regen
wirklich zukommen läßt.
Dies hängt aber meist von einem anderen Umstände ab: von der Verth eilung der
jährlichen Regenmenge auf die einzelnen Monate. Wenn wir von der dalmatinischen Küste
absehen, ist die Regeuvertheiluug iu ganz Österreich-Ungarn eine derartige, daß gerade zur
Zeit, wo das Wasserbedürfniß der Vegetation am größten, d. i. im Sommerhalbjahr, auch
der Regenfall am reichlichsten ist. Fast die ganze Monarchie hat vorwiegend Sommerregen,
und die größte Regenmenge fällt im Juui oder Juli, gegen den Herbst nimmt die Regen-
menge rasch ab, der September und October sind, namentlich im nördlichen Alpenvorland,
die trockensten Monate. Für die südlichen Alpentheile und das südöstliche Alpenvorland gilt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch