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Mit der Abnahme des Luftdruckes geht parallel auch eiue Abnahme der Luft-
temperatur. Die Minderung der Wärme mit zunehmender Höhe unterliegt aber, ungleich
dem Lnftdrncke, den mannigfaltigsten loealen Modifikationen, ja, im Detail verfolgt, könnte
man in manchen Gebirgstheilen überhaupt daran zweifeln, daß die Wärme-Abnahme mit
der Höhe ein allgemein giltiges Gesetz sei.
Im großen Ganzen haben die Beobachtungen (darunter auch jene in Österreich-Ungarn
selbst) ergeben, daß in den Bergländern Mitteleuropas die mittlere Luftwärme für je
100 Meter Höhenzunahme im Winter um 0°45, im Sommer um 0°70, im Jahresmittel
um fast 0°6 Celsius abnimmt. Mit anderen Worten: im Winter muß man durchschnittlich
222 Meter hinansteigen, um die mittlere Temperatur um 1° Celsius sinken zu sehen, im
Sommer dagegen genügen dazu schon 143 Meter; die Wärme-Abnahme ist zu dieser Zeit
wie auch im Frühling viel rascher. Die mittlere Jahrestemperatur sinkt um 1°, wenn die
Höhe um 170 Meter größer wird. Es mag noch hinzugefügt werden, daß die Wärme
durchschnittlich etwas langsamer abnimmt, wenn man längs einer Thalsohle hinaufsteigt,
rascher, wenn man dieselbe Höhe auf einem Berggipfel erreicht.
Durch Vergleichnng der Temperaturen zu Hermannstadt mit jenen auf eiuigeu
Paßhöhen der transsylvanischeu Alpen gegen Rumänien fanden Forscher, daß dort die
Temperatur im Sommer zwar auch um 0°6 für je 100 Meter Höhenzunahme sich
vermindert, im Winter dagegen nur um 0°3; ja im December muß man durchschnittlich
sogar fast 900 Meter jene Paßhöhen hinansteigen, um die Temperatur gegen Hermann-
stadt um 1° Celsius sinken zu sehen.
Noch auffallender sind die analogen Erscheinungen in einigen Theilen der Ostalpen.
In Kärnten kann man sogar beobachten, daß um die Mitte des Wiuters die Temperatur
von den tiefsten Stellen der Thalböden aus uach aufwärts bis zu einer gewissen mittleren
Höhe hin zunimmt. Dem Volke war diese bcmerkeiiswcrthe Thatsache lange bekannt, bevor
sie uoch durch die Temperaturaufzeichnungen eonstatirt werden konnte. Sie saud ihreu
Ausdruck in dem Sprichworte:
Steigt man in? Winter um einen Stock,
So wird es wärmer nm einen Nock.
Die strengste Winterkälte herrscht in der Niederung um Klagenfurt, im unteren
Dran- und Gailthale, sowie im unteren Lavantthale. Thalanswärts nimmt die Temperatur
zu bis zu 1.400 Meter und darüber, dann erst uimmt sie wieder ab. Das Unterkunftshaus
am Obirgipfel in 2.046 Meter Seehöhe, allerdings in südöstlicher Exposition, hat eine
Jännertemperatur von—6°4, welche kaum niedriger ist als jene vonKlagcnsnrt(440Meter).
Im ganzen Gebiete der Ostalpen finden wir örtlich ähnliche Verhältnisse, doch nirgends
mehr in so hohem Grade.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch