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beträgt auf dem Alföld 23 bis 24°, das ist sogar etwas weniger als auf der ober-
italieuischen Ebene.
Die tägliche Wärme-Änderung, der Unterschied zwischen der Temperatur bei Sonnen-
aufgang und am Nachmittag, ist auf den Ebenen durchschnittlich beträchtlicher als im
Berglande. Dort haben allerdings die Thalsohlen auch hie und da große Unterschiede der
Temperatur zwischen Morgen und Nachmittag, hier auf der Ebene ist aber die Erscheinung
allgemein verbreitet. In Wien beträgt die regelmäßige tägliche Temperatnrändernng im
Mai uud August (wo sie am größten) 8°3, zu Panesova im Juli und August 13°5.
Diese große tägliche Temperaturschwankung über den Ebenen vergrößert die Reifgefahr
im Frühling und Herbst, die durch die größere Lufttrockenheit noch gesteigert wird. Man
sagt den großen Ebenen auch nach, daß sie an raschen Temperaturumschlägen leiden,
großen Wärmewechseln binnen kurzer Zeit unterliegen. Für die ungarischen Ebenen gilt
dies im Allgemeinen nicht; die Wetterstürze, plötzliche Abkühlungen, sind daselbst nicht
ärger, im Gegentheil durchschnittlich geringer als in den meisten Theilen Österreich-Ungarns,
Südtirol und die Küstenländer ausgenommen. Nimmt man den Unterschied der höchsten
und tiessten Temperatur in jedem Monat als Maß der größten Wärmeschwankungen, so
erhält man im Mittel für die oberungarische Niederung 20°0, für das Alföld 21°, das
will sagen, man hat daselbst zu erwarten, daß durchschnittlich in jedem Monat die
äußersten Temperaturgrade sich um 20 bis 21° von einander unterscheiden. Winter
und Sommer stehen sich in dieser Beziehung ziemlich gleich, letzterer hat einen etwas
kleineren Spielraum der Temperatnränderuugen (19 bis 20°). Verglichen mit den andern
Kronländern von Österreich-Ungarn stehen die ungarischen Niederungen in dieser
Beziehung aus der gleichen Stufe mit den östlichen Alpenländern (das kärntnerische und
krainische Becken haben aber über 22°), sie werden übertroffen von Niederösterreich,
Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien (mit 21°4 bis 22°5 in den gebirgigen Theilen)
und namentlich von Siebenbürgen und den nördlichen Tätrathälern (mit 23° 2 bis 23 °ö).
Im Wiuter steigt in den letztgenannten Landestheilen die durchschnittliche monatliche
Wärmeschwankung auf 24°5 bis 26° 2, die höchste in Österreich-Ungarn. Südtirol uud das
Nordufer des adriatischeu Meeres, namentlich aber die dalmatinischen Inseln haben dagegen
eine weniger variable Temperatur als das Alföld. (Im Mittel: Südtirol 17°, nördliche
Adria 15 bis 16°, dalmatinische Inseln 13°.) Man hat deßhalb den ungarischen Ebenen
bisher mit Unrecht vorgeworfen, daß sie an großen Wärmewechseln leiden, sie sind im
Gegentheil, den meisten andern Theilen der Monarchie gegenüber, in dieser Hinsicht als
begünstigt anzusehen.
Ein anderer Umstand dürfte es wohl sein, der zu diesem, an sich unrichtigen Urtheil
verleitet hat, das ist die größere Heftigkeit der Luftbewegung über den Ebenen. Die großen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch