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Der Winter setzt oft früh mit großen Kältegraden ein und die tiefsten durchschnitt-
lichen Külteminima gehen ebenso tief herab wie in Galizien. In Hermannstadt muß man
jedes Jahr darauf gefaßt sein, das Thermometer bis auf —22°6 sinken zu sehen, ja in
extremen Fällen bis auf —30° und darunter (Jänner 1874 —31°3). Für Bistritz,
Klausenburg, Schäßburg, Mediasch gilt ganz dasselbe, das durchschnittliche Jahresminimum
liegt auch für diese Orte zwischen —21° und —23° und die höchsten beobachteten Kälte-
grade zwischen —29 und —30°. Diese extremen Fälle von Winterkälte haben dieselbe
Ursache wie jene in Kärnten: die durch Wärmestrahlung erkalteten Luftmassen sammeln
sich in den Thälern und stagniren dort. Ein heiterer continentaler Winterhimmel und
trockene Luft begünstigen die Wärme-Ausstrahlung. In jedem der drei Sommermonate
erheben sich dagegen die mittleren Wärmemaxima wieder auf 30° und darüber, und durch-
schnittlich erreicht das Thermometer jedes Jahr 32° bis 35°, in extremen Fällen kann man
es sogar auf 37° uud 38° steigen sehen.
Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt in den Thälern, soweit Beobachtungen
vorliegen, 60 bis 80 Ceutimeter, im Gebirge jedenfalls 100 Centimeter und darüber. Auf
einen niederschlagsarmen Winter folgt ein regenreicher Sommer. Die größte Regenmenge
fällt im Juni, uud namentlich im südlichen Siebenbürgen hat derselbe eine sehr große
Niederschlagsmenge. Es kommen dort 17 Percent der ganzen Regenmenge des Jahres auf
den Juni, dagegen nur 3 4 Perceut auf den Februar, was eine Differenz von 13 6 Percent
macht, die nirgend anderswo in der Monarchie zwischen dem regenreichsten und regenärmsten
Monat wieder erreicht wird, die südlichsten Küsten das adriatischen Meeres ausgenommen,
wo aber gerade die entgegengesetzte Regenvertheilung herrscht (Winterregen, regenloser
Sommer). Im nördlichen Siebenbürgen fallen 36 Percent der gefammten Niederschlags-
menge im Sommer, im südlichen 42 Percent, in den drei Wintermonaten dagegen
respeetive nur 17 und 13 Percent.
Ungarn mit Kroat ien und S lavon ien zerfällt in klimatischer Beziehung in
drei Bezirke: das Bergland von Nordungarn, die kleine und die große ungarische Ebene
und das Berg- und Hügelland im Südwesten, das von den Ausläufern der Ostalpen erfüllt
wird. Den Ostabhang des siebenbürgischen Hochlandes und das Berglaud im Südosten,
welches den Ausläufern der transsylvanischen Alpen angehört, wollen wir hier nicht als
selbständige klimatische Provinz betrachten, indem diese Landestheile nur einen Anhang
zur siebenbürgischen Klimaprovinz bilden.
Das Klima des oberungarischen Berglandes zeichnet sich durch einen sehr rauhen
Winter und ziemlich kühlen Sommer aus. Besonders die westlichen und nördlichen
Tätrathäler, die hier noch einzureihen sind, haben sehr niedrige Wintertemperaturen und
sehr tiefe Kälteminima.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch