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Im salzigen Wasser des Meeres sind die felsigen Gestade mit Fucusbeständen
überwuchert, in welchen der zweigabelig verästelte Blasentang (l'ueus virsoiäes) am
meisten auffällt. Als ein Spiel der anlaufenden Wellen sieht man diesen dunkelbraunen
Tang über den Steinen des Ufers im Wasser fortwährend hin- uud herschwanken und zur
Ebbezeit, wenn der Küstensaum trockengelegt ist, überzieht er, scheinbar ausgedorrt, mit
seinem schwarzen Gezweige die bleichen Kalkblöcke. In der an diesen Küstensaum zunächst
sich anschließenden tieferen Zone, welche bei der Ebbe niemals trockengelegt wird, treten
regelmäßig die an versunkene entblätterte Birkenwälder erinnernden Cystosirabestände
auf, Massenverbiudungen von einem halben Dutzend Cystosira-Arten, unter welchen wieder
L^stosira, darbatu vorherrscht, sowie auch aus dem Beerentang (LurFussum linilolium)
und einer Unzahl kleinerer Meeresalgen, welche ähnlich den Flechten und Moosen der
überseeischen Wälder auf den Verzweigungen der zuerst genannten mächtigen Tange
aufsitzen. Aus noch größerer Tiefe leuchten dann die rothen Florideenbestände empor,
in der Adria aus nicht weniger als anderthalbhundert verschiedenen Formen zusammen-
gesetzt, nnter welchen die Callithamnium- und Ceraminmarten durch Pracht der Farbe
und Zierlichkeit der Gestalt am meisten in die Augen fallen. In gleicher Tiefe mit diesen
Rothalgen oder doch nur wenig tiefer bauen sich auch die Lithothamuiumbäuke über
die anstehenden Felsriffe auf: breite, roth und violett schimmernde Gesimse aus korallen-
artigen, kalkausscheidenden Algen gebildet und auch lebhaft an die echten Korallenbänke
erinnernd. — Schon in der Tiefe von 50 Meter ist das pflanzliche Leben in der Adria
so gut wie erloschen, und in Tiefen unter 100 Meter vermögen nur noch vereinzelte
kroskopische Formen ihr Dasein zu fristen.
Neben den aufgezählten, anf das Gebiet der mediterranen Flora beschränkten Pflanzen-
genossenschaften finden sich daselbst auch noch mehrere andere, welche die mediterrane
Flora mit der angrenzenden pontischen und baltischen Flora gemein hat, so namentlich
Wälder aus sommergrünen flaumhaarigen und kahlblättrigen Eichen, Kastanienwälder,
Buchenwälder, Pappel- und Weidengehölze und, wie schon früher bemerkt, mehrere in den
Süßwasseransammlungen sich breit machende Formationen.
Mit Rücksicht auf die Vertheilung aller dieser Wald- und Flurformationen, sowie
mit Rücksicht auf das Auftreten einiger auffallenden Arten in den einzelnen Genossen-
schaften gliedert sich das mediterrane Florengebiet in den venetischen, libnrnischen und
dalmatischen Gau. Der venetische Gau umfaßt die tiefgelegenen wärmsten Thalgelände
am Südrande der Alpen. Die Zahl der mediterranen Formen ist hier noch eine verhältniß-
mäßig geringe und es fehlen natürlich auch alle Fluren des Strandes. Der lib urnische
Gau begreift das Küstengelände Jstriens, die Küsten und Inseln des Qnarnero und reicht
südwärts bis zur Breite von Spalato. Neben den Fluren des Strandes tauchen hier die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch