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und bildet von dort eine bogenförmige, verhältnißmäßig schmale und lange Schlinge,
welche sich um das höhere Bergland an der östlichen nnd südlichen Seite Siebenbürgens
herumzieht. Von dem zwischen die Marmaros und die Bukowina eingeschalteten
Gebirgsstocke, dessen Gewässer westlich zur Theiß, östlich zum Pruth und nördlich zum
Duiester abfließen, zieht die Grenze über Koiomea und Stanislan, den Dniester über-
springend, in das Quellengebiet des Bug und verläßt bei Brody das Gebiet der österreichisch-
ungarischen Monarchie.
Das poutische Florengebiet wird im Gegensatze zu dem mediterranen von einem um
wenigstens zwei Monate längeren Winter mit vereinzelten sehr bedeutenden Temperatur-
depressionen beherrscht. Die winterliche Schneedecke ist selten eine mächtige und schwindet
häufig schon Ende Februar. Ihr Abschmelzen bezeichnet aber noch lange nicht das Ende der
winterlichen Ruhe. Dieses und der Beginn der Vegetationszeit sind selbst in den günstigen
Jahren bis in die zweite Hälfte des März, in der Regel bis Anfang April und in
nördlichen Lagen selbst bis Ende April hinausgeschoben. Wenn im mediterranen Floren-
gebiete schon Alles sproßt und ergrünt, liegt die Pflanzenwelt der Pontischen Flora noch
tief im Winterschlafe, und auch nach Beginn der Vegetationszeit sind vereinzelte Fröste
noch bis in die Mitte des Mai zu gewärtigen. Von nun an nimmt allerdings die
Temperatur rasch zu und steigert sich fast unvermittelt zu bedeutender Höhe. Die Entfaltung
der Pflanzen ist dementsprechend auch eine außerordentlich beschleunigte; das Versäumte
wird wie im Fluge nachgeholt und schon Ende Mai oder doch im Anfang Juni findet
man viele Pflanzen im politischen und mediterranen Florengebiete in nahezu gleichem
Eutwickluugsstadium. Im größten Theile des Pontischen Florengebietes fällt der meiste
Regen im Juni und es stellt sich erst im Spätherbst, im November, ein zweites seeuudäres
Maximum der atmosphärischen Niederschläge ein. Aber selbst die Frühsommerregen des
Juni sind selten sehr ausgiebig und es gehören überhaupt weite Strecken, zumal die
Niederungen, zu den regenärmsten Landschaften Österreich-Ungarns. In den Niederungen
sind auch die Gewitterregen sehr spärlich, und da im Hochsommer mit der sich immer höher
steigernden Wärme die Durchfeuchtung des Bodens durch Regen nicht nur nicht zunimmt,
sondern schon im Juli rasch abnimmt, so stellt sich eine ganz ähnliche sommerliche Trocken-
periode ein, wie sie gleichzeitig im mediterranen Gebiete herrscht. Anfang Juli erblühen
noch die Sandzeitlose, die immortellenartigen Eompositen, die Melden und andere Pflanzen
des salzigen Bodens. Sobald diese abgeblüht haben, was regelmäßig noch vor Ende des
Juli der Fall ist, tritt ein vollkommener Stillstand in der Vegetationsentwicklung ein. Die
Gräser, die krautartigen Gewächse und die Holzpflanzen haben ihre vegetative Jahres-
arbeit abgeschlossen und ihre Thätigkeit beschränkt sich nur noch ans das Ausreifen der
Früchte und Samen. Flur uud Wald ruheu im Sommerschlafe. — Im größten Theile des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch