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Tagesdauer, beziehungsweise Lichtdauer, den ans eine rasche Neubildung eingerichteten
Pflanzen nicht zusagt.
Die Pflanzen der pontischen Flora sollen überdies auch so organisirt sein, daß sie
eine zeitweilige Beschränkung der Wasserzufuhr unbeschadet vertragen und niit ihrer
jährlichen Arbeit vor dem möglichen Eintritt einer lang anhaltenden excessiven Dürre
des Hochsommers und Herbstes zu Ende kommen. Da die hochstämmigen waldbildenden
Bäume wenigstens dreieinhalb Monate bedürfen, um jene eomplieirten Wachsthumsprocesse
abzuschließen, deren Ergebniß die Bildung eines neuen Holzcylinders oder „Jahresringes"
ist, so wird es für das Vorkommen der Hochwälder im pontischen Gebiete zu einer
Lebensfrage, ob die Sommerdürre nicht schon um die Mitte des Juni beginnt. Die
Gebirge und das Hügelland sind dort vor dieser Eventualität zu allen Zeiten gesichert
gewesen und zeigen sich daher auch mit urwüchsigen Hochwäldern geschmückt. Nicht so die
Tiefebene. Hier stellt sich in periodisch wiederkehrenden Jahren nach spätem Erwachen
der Pflanzenwelt aus dem Winterschlafe schon Mitte Juni eine Trockenheit ein, die so
tiefgreifend wird, daß hochstämmige Bäume die zum ununterbrochenen Sastnmtrieb nöthige
Wassermenge nicht mehr finden, daher zu welken beginnen, schließlich ganz oder theilweise
abdorren und in letzterem Falle, sich durch Stockausschlag verjüngend, zu krüppeligen
Sträuchern werden. In den darauffolgenden Jahren mag sich hier das Klima allerdings
wieder mehr dem eines Waldlandes nähern und es wäre dann auch der Vegetatiousthätigkeit
hochstämmiger Waldbäume wieder der nöthige Spielraum gegeben; da aber auf fünf
feuchtere Jahre gewöhnlich ein Trockenjahr kommt und ein einziges Trockenjahr den in
günstigeren Perioden erfolgten Zuwachs immer wieder zu Grunde richtet, so konnte es
hier auch niemals zur Bildung von Hochwäldern kommen und es wird auch niemals
gelingen, diesen regenarmen, von periodisch wiederkehrender Dürre heimgesuchten Gebiets-
theilen einen eigentlichen Hochwald aufzuzwingen, ausgenommen natürlich jene Stellen,
wo Flüsse den atmosphärischen Niederschlag anderer Regionen zuführen.
Das im Bereiche der pontischen Flora eingeschaltete hochwaldlose Gebiet, das nicht
nur durch sein Klima, seine Fata morgana, seine Bodenbildung, sondern anch durch seine
Pflanzen- und Thierwelt den Charakter der Steppe zeigt, erstreckt sich in Österreich-
Ungarn über drei Breitengrade (45. bis 48. Grad) uud umfaßt beiläufig 33.000 Quadrat-
kilometer. Die größte Ausdehnung erreicht dasselbe in der Richtung von Nord nach Süd,
entsprechend einer 296 Kilometer langen Linie, deren Endpunkte Tokaj und Titel darstellen.
In der Richtung von West nach Ost ergibt sich die größte 148 Kilometer lange Dimension
der Stephe in dem südlichen Theile zwischen dem 45. und 46. Breitegrade. Weiter nord-
wärts unter dem Horizonte von Szegedin engen die Waldstreifen, welche sich einerseits
von Arad bis Klein - Zombor, anderseits von Halas bis zur Puszta Rözsa-major
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch