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der bei sehr reichlichem Nnterholze fast undurchdringlich wird, erscheint der Lärchenwald
als ein lichter sommergrüner Hain ohne alles Unterholz, und auf der spärlich beschattete»
Fläche, über welche sich die alten Lärchenstämme erheben, hat sich eine Grasnarbe aus-
gebildet, welche den Eindruck einer Wiese macht uud in manchen Gebirgsgegenden mich als
Wiese ausgebeutet wird. — Diese Nadelholzwälder erscheinen entweder als reine Bestände
oder aber als Mischwälder, in welch letzterem Falle dann auch die Vegetation des
Waldbodens alle möglichen Zwischenformen und Übergänge zeigt. Häufig mengt sich
diesen Nadelhölzern auch Laubholz bei, zumal in den unteren wärmeren Lagen, wo noch die
Buche, Hainbuche, Espe und Eiche gedeiht. Die Weißföhrenbestände sind auch besonders
häufig von Birken durchschossen und gehen manchmal ohue scharfe Grenze in Birken-
wäldcheu über, in deren lichtem Grunde zwischen Wachholder und Haidekrautgestrüpp
gewöhnlich auch magere Grasplätze eingeschaltet sind. Der Wachholder, welcher derzeit
fast nur mehr als Strauch und höchst selten noch als Baum angetroffen wird, bildet
vorwiegend Unterholz, mitunter erscheint er aber auch selbständig, ohne von den Kronen
hochstämmiger Bäume überdacht zu sein, und es drängen sich dann seine Sträucher zu
sehr dichten Bestäuben zusammen. Das Wachholdergebüsch hat gewöhnlich ein recht
strnppiges Aussehen, da die von demselben bekleideten Flächen dem Weidegange der Thiere,
zumal der Ziegen ausgesetzt sind und dann die Ränder der einzelnen Stranchgrnppen
vielfach abgebissen uud verstümmelt werden. In den Pienincn und iu den Alpen — soweit
diese der baltischen Flora angehören — findet sich stellenweise auch Seveugebüsch
entwickelt. Der Sevenstranch ist eine Wachholderart, welche nach der Weise des Krumm-
holzes die felsigen Abhänge überwuchert uud gewöhnlich iu so dichten Beständen wächst,
daß fast jede andere Vegetation durch sie verdrängt wird. In solchen geschlossenen Massen
findet er sich beispielsweise in der Nähe des Brenner an der Mündung des Schmirner
Thales, dann im Ötzthale, Psossenthale und im oberen Jnnthale zwischen Landeck und der
Finsterminz, überall die Thalgründe mit dem widerlichen Gerüche erfüllend, der von seinen
dichtbeschuppten duukleu Zweigen ausgeht. — Sehr wichtig für mehrere Gaue der baltischen
Flora ist das Grünerlengebüsch. Es wird fast ausschließlich aus den vom Boden
aus in zahlreiche Äste aufgelösten Grünerlensträuchern gebildet, welche bei dichter
Bestärkung nur sommergrünen Stauden, hochwüchsigen Gräsern und zartlaubigen Farnen
gestatten, die üppigen Wedel und Halme durch die Lücken des vielfach verschränkten
Gezweiges emporzndrängen. Auf dem Sande und Gerölle längs der Flnßnfer findet sich
in einigen Landstrichen des baltischen Florengebietes anch Grau weide ngebüsch
angesiedelt, Bestände eines mächtigen Weideustrauches, welche sowohl durch die eigen-
thümliche gerundete Kronenbildung, wie durch das au deu Rosmarin erinnernde grau-
grüne, glanzlose Laubwerk von dem anderen Weidengebüsch der Flnßnfer sehr auffallend
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch