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durchsetzt, sondern auch sonst in einen Zustand überführt, der es möglich macht, den auf
dem gerodeten Boden gesäeten Cerealien die reichlichsten Erträge abzugewinnen. Der
Eichenmischwald beherbergt eingesprengt auch wilde Birnen-, Äpfel- und Kirschenbäume.
Diese wurden aus dem Walde zunächst in Cultur genommen und die Culturformen, welche
sich an Stelle der Laubwälder in der unteren Region zunächst entwickelten, sind, wie heute
noch, Getreidefelder und Obstgärten. In der mittleren Region eignete sich der Boden des
gerodeten Waldes weit mehr zur Anlage von Wiesen und Weiden. Abgesehen von dem
Graslande, welches aus den Moor- und Haidestrecken und den wenigen ursprünglichen
Matten entstanden ist, sind im Gebiete der baltischen Flora alle gemähten Wiesen und
beweideten Triften aus Buchen- und Nadelwäldern hervorgegangen. In günstigen Lagen
wird übrigens an Stelle ehemaliger Buchen- und Nadelwälder auch der Cerealienban noch
mit ziemlich gutem Erfolge betrieben; in der oberen Region dagegen, in welcher der
Fichtenwald vorherrscht, ist der Getreidebau nur selten mehr lohnend und es ist dort der
Wirthschaftsbetrieb so eingerichtet, daß ein und dasselbe Feld eine Zeit lang als Acker,
dann wieder durch mehrere Jahre als Wiese, manchmal auch als Weide benützt wird. In
dieser Region spielt auch gegenwärtig der Forst die wichtigste Rolle. — Der Gemüsebau ist
in allen drei Regionen lohnend. — Entlang der Grenze gegen das mediterrane und das
pontische Florengebiet wird im Bereiche der baltischen Flora auch der Weinbau noch mit
bestem Erfolge betrieben, so namentlich in Südtirol, Untersteiermark, Niederösterreich,
Mähren und Oberungarn, abseits dieser Grenze auch noch im Elbethale Böhmens, und
zwar hier infolge besonderer klimatischer Verhältnisse, welche wieder durch die eigen-
thümliche orographische Lage dieses Gebietes bedingt werden.
Alpine Flora.
ährend die mediterrane, pontische und baltische Flora in ununter-
brochenem Zuge weite Strecken Landes überkleiden, erscheint die alpine
Flora auf viele getrennte kleine Bezirke beschränkt, welche inselförmig
in das Gebiet der anderen Floren eingeschaltet sind. Im Bereich der
Hochgebirge Österreich-Ungarns findet sie sich auf allen Kuppen und
Gehängen und in allen hochgelegenen Thalmulden entwickelt, wo die Vegetationszeit durch
eine lange Frostperiode auf die kurze Spanne Zeit von höchstens dreieinhalb Monaten
eingeengt ist. Die Lebensthätigkeit der Pflanzen beginnt dort alsogleich nach dem Schmelzen
des Winterschnees, in den günstigsten Lagen Ende Mai, in ungünstigen Lagen Ende Juli,
also gerade zur Zeit der größten Tageslänge. Da der Einfluß der Sonnenstrahlen in
dieser Periode täglich durch 16 Stunden sich geltend macht, so ist die Entwicklung der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch