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diese Weidengebüsche im Herbst das Laub; ihr Grün wandelt sich schon im September in
Helles Gelb, und dieses verfärbte Buschwerk, welches oft auf weithin dem gewundenen
Laufe der Alpenbäche folgt, hebt sich dann scharf contrastirend von den benachbarten
dunklen Legföhrengehölzen ab. Zu den auffallendsten Genossenschaften der alpinen Flora
gehören weiterhin die Alpenrosengestrüppe. Vielfach bilden sie nur schmale Gürtel,
welche die Legföhrenbestände einfassen, ziehen sich wohl auch hier und da in diese Bestände
hinein, indem sie mit Heidelbeeren gemengt eine untere Schichte in denselben bilden, häufig
aber überkleiden sie für sich allein ganze weite Gehänge. An solchen Stellen sind dann die
Sträucher besonders reich mit ihren leuchtend rothen Blütenbüscheln geschmückt, entwickeln
sich auch sonst ungemein kräftig, und ihr Anblick ist zur Zeit der vollen Blüte so anmuthig
und fesselnd, daß man es begreift, wie die Alpenrose zu einer der populärsten, in Wort
und Bild so vielfach verherrlichten Pflanze geworden ist. Abgesehen von dem zistrosen-
blütigen Alpenröschen, das nur selten gesellig wachsend auftritt, beherbergt Österreich-
Ungarns alpine Flora drei in ausgedehnten Beständen wachsende Arten der Gattung
kllwÄoZenÄrvn. Die eine Art (klkoäoäenZron kirsutum) mit wimperig behaarten,
beiderseits grünen Blättern bewohnt vorzüglich die Kalkalpen; die zweite (kikoäoäenärvn
keriuZineum) mit unbehaarten, nnterseits rostbraunen Blättern gedeiht am besten auf
tiefem Humus und auf dem Schieferboden der Centralalpen und die dritte Art (klkocko-
ckenäron m^rtitolium), deren Blätter man mit jenen der Myrte verglichen hat, ist eine
rechte Charakterpflanze für die Hochgebirge im nördlichen und südlichen Siebenbürgen. —
An den Ursprungsstätten kalter Quelle» und an den Rändern frischer, klarer Bäche findet
man Bestände aus reich blütigeu Stauden, zumeist niederen Weidenröschen, rasigen
Steinbrechen, weißblütigen Ranunkeln und Brunnkressen. An diese Q u e l l e n f l n r e n
reihen sich dann die Karfluren an, ein hochwüchsiges Gestände aus Eisenhut- und
Kreuzkrautarten, Kratzdisteln, Drüsengriffel und dergleichen, welches den schattigfeuchten
Grund der kleinen Kefselthälchen oder Kare erfüllt, aber auch in der morastigen Umgebung
der Sennhütten und auf den Lagerplätzen der im Bereiche der alpinen Flora gefömmerten
Rinder und Schafe sich einstellt. An Stellen, wo infolge von Erdbrüchen und Abrutschungen
nackter Boden zu Tage kommt, oder wo nach Überflutungen Sand und Schotter
abgelagert zurückbleibt, siedelt sich sofort eine schüttere Geröllflur an, in welcher
insbesondere niedrige Kreuzblütler und Mieren, der Alpenmohn nnd einige Gräser durch
große Judividuenzahl auffallen. Wenn solche Stellen nicht neuerlich von Jahr zu Jahr
mit Grus und Gerölle überschüttet werden, so scharen sich diese Kräuter, Stauden und
Gräser immer dichter zusammen, nehmen noch einige Doldenpflanzen und Compositen in
ihren Verband auf und bilden dann eine aus sehr mannigfaltigen Elementen zusammen-
gesetzte Haldenflur, welche häufig den Eindruck einer hochgrasigen, von zahlreichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch