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Bergen des Lechthales, im Rhätikon und auf dem Ortler heimisch ist. Die Alpeupflauzeu-
welt der karnischen Inselgruppe zeigt auch unzweifelhafte Anklänge an die Pflanzendecke
der illyrischen Inselgruppe. Es umfaßt diese letztere die wenigen Kuppen des Karstes,
welche im südöstlichen Kram, jene, welche im Velebit, im Pljesevicagebirge, der Kapella,
und in der Dinars eine ausgesprochene alpine Vegetation tragen. Die Legföhrenbestände
werden hier ausschließlich aus ?ir>us UuZtius gebildet. In die Grasmatten, deren Grund-
gewebe aus der steifen Segge gebildet wird, sind als besonders charakteristische Elemente
mehrere weiß- und gelbblühende Hungerblümchen, eine kleine spätblühende Scabiose,
mehrere niedere Doldenpflanzen und vor Allem die schönen ^ärnjantkus eingewebt,
welche letztere Graspolstern gleichen, die mit blauen, geknänelten Glockenblumen besetzt
sind. — Die Geröllfluren sind durch drei Kreuzblütler mit fleischigen Lanbblättchen und die
Ritzen der Felswände durch eigenthümliche Mieren, Nelken und Steinbreche geschmückt.
Azaleenteppiche finden sich nur auf den höchsten Kuppen (Svto Brdo), dagegen erscheint
hier auf den Spitzen des Velebit als teppichbildender, mit seinen Zweiglein dem Boden
anliegender Strauch eine Schlehdornart (Prunus prostrata), welche sich auf den
griechischen Hochgebirgen wiederfindet. Überhaupt zeigt die Alpenflora der illyrischen
Gruppe Anklänge einerseits an die Hochgebirge Griechenlands, anderseits an jene der
apenninischen Halbinsel. — Weit getrennt von der illyrischen erscheint die daeische Insel-
gruppe. Sie umfaßt die alpinen Inseln, welche in den dacischen Gau der baltischen
Flora eingeschaltet sind und sich insbesondere im südlichen und nördlichen Siebenbürgen
in großer Zahl zusammenscharen. Die östlichsten Inseln erheben sich an der Grenze der
Moldau, die südwestlichste Insel ist die Kuppe des Szarko im Banat, die nordwestlichste
die Bersava im Beregher Comitate. Das Alpenrosengestrüpp wird hier aus kkc,6o<Zen<Zron
mMilolium gebildet; die Primeln und Geutianeu treten sowohl in der Arten-, als
Jndividnenzahl zurück, dagegen erscheint eine auffallend große Zahl nelkenartiger Gewächse,
aus deren Reihe insbesondere petraen, nivalis, Lilene cklnsriea und
Il.er<:IienkeI«ZlÄQÄ, Oiantkus calli^onus und Uelainlriuin ^an'ackskii hervorzuheben sind.
Aus der angrenzenden oberen Region der baltischen Flora vorgeschoben und in die
Niederwälder der Legföhren, sowie zwischen das Gebüsch des Zwergwachholders
eingeschaltet findet sich auch das Gestrüpp der Bruckenthalia, einer, dem Haidekraut
ähnlichen und im dacischen Gebiete das Haidekraut vertretenden Pflanze, welche ferne im
Süden in Thracien auf den Höhen des Balkans wiederkehrt. Auch unter den alpinen
Arten der dacischen alpinen Inselgruppe zählt man nicht wenige, welche im Scardns und
Olymp wieder auftauchen, und es zeigt so die Flora dieser alpinen Inseln auffallende
Anklänge an die Flora der Hochgebirge auf der Balkanhalbinsel. — Die karpathische
Inselgruppe umfaßt die Kuppen der Nordkarpathen, reicht vom Stößchen in der östlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch