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Osten noch Westen zog und sich in Gebieten, welchen er zuvor völlig fremd war (Gömörer
Comitat) dermaßen vermehrte, daß er im Wildstande und in den Schafherden beträchtlichen
Schaden anrichtete. Im Liptaner Comitate, in der Herrschaft Hradek, wurden im
Jahre 1873 in einer Eisenfalle vier Exemplare gefangen; in demselben Jahre umlungerte
im Gömörer Comitate ein Luchs bei Hellem Tageslichte eine Schafherde, bis er schließlich
von fünf Schäferhunden niedergemacht und von den Hirten erschlagen wurde; drei Jahre
später wurden im Monate Februar in der Umgebung von Muräuy in zehn Tagen drei
Luchse gefangen.
Von den übrigen vorhin erwähnten Raubthieren der Berg- und Alpenregion sei
noch der Wildkatze gedacht, die häufig genug als „Luchs" abgespürt und erlegt wurde.
Wiewohl nicht selten verwilderte Hauskatzen und wie im südlichen Theile der Monarchie
Kreuznngsprodncte beider Arten bisweilen als echte Wildkatzen angesprochen werden, fällt
es doch nicht schwer, Wahrheit und Unkenntniß zu trennen und sich ein Bild von ihrer
gegenwärtigen Verbreitung in unserem Vaterlande zu verschaffen. So bewohnt sie in großer
Zahl Slavonien, Kroatien, das Oecupationsgebiet, Ungarn und Siebenbürgen, und in
diesen letzteren nicht nur die ausgedehnten Waldungen der Karpathen, sondern auch jene
der Ebene. In Cisleithanien ist sie in Böhmen ansgerottet, im gebirgigen Theile Nieder-
österreichs tritt sie hingegen ab und zu wieder auf; alljährlich wird sie in Steiermark
(namentlich im Süden dieses Landes), häufiger in Krain beobachtet; ebenso ist sie noch
in Südtirol und wahrscheinlich auch in Kärnten zu Hause; im übrigen Theile des Alpen-
gebietes dürfte sie wohl nur als besondere Rarität bemerklich werden — neuere bestimmte
Daten wenigstens fehlen.
Aus der arten- und individuenreichen Ordnung der Nager begegnen wir vielen
bekannten Erscheinungen aus dem Flachlande sowohl in der Berg- als Alpenregion wieder,
charakteristisch beziehungsweise eigenthümlich sind aber nur wenige; zu letzteren zählt
das Alpenmnrmelthier, „Uramentl", „Paramentl" in Tirol genannt, woselbst es noch
an manchen Örtlichkeiten bei 2.000 Meter Höhe häufig auftritt; in Ungarn bewohnt es
die höchsten Regionen der Centralkarpathen, die große Tatra, die Liptaner und Sohler
Alpen, in Siebenbürgen den Retjezat, die Rodnaer und Szekler Grenzgebirge und wahr-
scheinlich auch die Fogarascher und Kronstädter Hochgebirge; nahe verwandt ist der Bobak,
das polnische Murmelthier, angeblich ein Bewohner der niedrigen Gebirge, selbst der
Ebenen Galiziens (?) und der Bukowina (?).
Relativ häufig im gesammteu eigentlichen Alpengebiete bis zum Ötscher und Schnee-
berg hin ist der Schnee- oder Alpenhase (im Sommer auch „blauer" Hase genannt) zu
beobachten; im Sommer geht er einzeln bis 3.700 Meter über dem Meere, im Winter
selten unter eine Seehöhe von 1.000 Meter herab. Vermuthet wurde sein Vorkommen in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch