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Die niedere Thierwelt im Gebirge.
Unter den wirbellosen Thieren prävalireu in der Gebirgsfauua die Arthropoden,
namentlich die Jnsecten an Arten und Jndividnenzahl; abgesehen von den interessanten
Wechselbeziehungen zwischen vielen von ihnen mit unserer herrlichen Alpenflora, der sie
durch Übertragung des Pollens dienlich werden, während sie selbst in ihr Nahrung
uud geschützte Aufenthaltsorte finden, ist die leicht erklärliche Thatsache der Abnahme
der pflanzenfressenden Formen in höheren Regionen und die Zunahme an räuberischen
und flügellosen Jnsecten ganz besonders beachtenswerth. Käfer, Schmetterlinge, Dipteren
und Hautflügler bilden die vorherrschenden und genauestens erforschten Ordnungen;
Schnabelkerfe, Geradflügler uud Netzflügler sind ihnen gegenüber außerordentlich spärlich
vertreten. Ansehnlich ist dagegen wieder die Anzahl der Spinnenthiere, gering jene der
Tausendfüßer und der Krebse. Die Zahl der montanen und alpinen Käfer ist zwar noch
bedeutender als jene der Schmetterlinge, doch wird sie infolge der verborgeneren Lebens-
weise dieser Thiere weniger bemerklich; übrigens treten anch sie bis zur Holzgrenze an den
„Hauptbeuteplätzen" — alten, dem Sonnenbrande ausgesetzten Holzschlägen mit dicht
wucherndem Jungholze, Buschwerke und dergleichen — in manchen Formengruppen (Böcke,
Chrysomelen, Curculiouideu, seltener Prachtkäfer) etwas mehr in den Vordergrund.
Schmetterlinge, Fliegen, Hymenopteren umschwärmen in großen Massen solcheÖrtlichkeiten,
suchen aber nicht minder zahlreich duftige Matten und sogar überwachsene „Riesen" als
passende Tummelstätten auf. Wird, wie schon mehrfach erwähnt, auch das niedere Thier-
leben in der oberen Alpenregion rapid ein vereinfachteres, so stirbt dasselbe doch auch in
der Schneeregion nicht völlig aus. So fand man in einer Höhe von 3.270 Meter
„unter Steinen und in Tümpeln von Schmelzwasser" noch den kleinen Schwimmkäfer,
Heloptwnis ßlacialis, auf dem Habichtgletscher den Weberknecht, Opilio facialis, am
Gletscherrande nnterSteinen die Milben Lr^ tk raeus Alaciaiis und klkynclivlopbus
nivalis, ferner am Gurgler- und am Pasterzen-Gletscher die vesoria Flaeialis, den
sogenannten „Gletscherfloh", einen kleinen, ganz schwarzen, sehr haarigen Geradflügler
aus der Gruppe der Springschwänze (?c»Äuri<Zae). Diesen merkwürdigen Erscheinungen
wären Jrrlinge aus tieferen Regionen anzureihen, die sich, bald activ bald passiv in die
Schneeregion versetzt, aus verschiedenen höheren Jnsectenordnungen rekrntiren.
Von den 7.950 Käferarten der österreichisch-ungarischen Monarchie bewohnen
circa 800 unsere Hochgebirge überhaupt und etwa 280 als eigentliche typische Alpen-
formen; sehr bezeichnend sind die Laufkäferarten, Larabus aipinus, <ü. carintkiaeus,
0. alpestris, von Schaufelkäfern der Q^ekrus anZustatus, von Dammläufern die Nebria
HellvviAÜ, ferner die Gattung Helopkorus mit Ii. ^laeialis und kl. aipinus, Ii »mal ata
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch