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Tausenden oft plötzlich auftretend die meilenweiten Ökonomie- und Forstdistricte Trans-
leithauieus, um nach entsprechender Devastation der betroffenen Gebiete („Mäusefraß"
der Forstwirthe) ebenso plötzlich auf zum Theil unerklärte Weise wieder zu verschwinden.
Die Familie der Mäuse (im engeren Sinne) macht uns in Ungarn mit einer dem
Osten Europas uud dem nördlichen Asien ungehörigen, für unsere Fauna sehr interessanten
Art, mit der Streifenmaus (Lmintluis va^us) bekannt, deren Verbreitung und Lebens-
verhältnisse leider noch wenig bekannt sind. Das ungarische Nationalmuseum iu Budapest
besitzt sechs vaterländische Exeinplare, von denen fünf ans den Pnszten Felsö und
Alsö-Besnyö im Stuhlweißenburger Comitate und eines aus Oravka im Ärvaer Comitate
stammen. An dem zuletzt genannten Fundorte bewohnt interessanterweise die allgemein als
eine Flachlandform angesehene Streifenmaus die souuigeu Berglehnen in einer Seehöhe
von 900 bis 1.200 Meter. Weiter wäre des Vorkommens einer von Nordmann in der
Krim entdeckten Mans (Mus Noi-ckmaniü ke^s.) in der Nähe von Wien (Nenwaldegg)
zu gedenken, von den übrigen sechs Arten fehlt eine, die Brandmaus, im Alpengebiete
vollständig, jedoch ist sie in den tieferen Thälern der Karpathen ziemlich häufig; eine
zweite, die echte Hausratte (tVlus rattus), ist im nördlichen Gebiete fast ausgerottet, wird
aber von Niederösterreich an südwärts zum Theil gar nicht so selten (Steiermark), seltener
in Tirol, relativ häufig in manchen Gebieten des südöstlichen Theiles der Monarchie immer
noch beobachtet. In den fruchtbaren Ebenen Böhmens, Niederösterreichs und Ungarns,
auch in Siebenbürgen, in der Bukowina zc. fiudet sich fast allenthalben der Hamster
(Oieetus trumentaiius) vor. Iu manchen Jahren tritt er in großen Massen auf
(„Hamsterjahre") und bemerkte man dann, speciell in der südlichen Baranya, ein auffallend
häufigeres Vorkommen des gemeinen Iltis (^oetorius putorius).
Die Gruppe der fciuromorpheu Nager muß mit einer nahezu historisch gewordenen
Art: dem Biber (Kastor über) eröffnet werden. Schon anfangs der Vierziger-Jahre war
der Biber in den Saveniedernngen eine Rarität und leicht ließen sich die seit jener Zeit
im Donaugebiete erlegten Biber chronologisch geordnet vorführen. An der Grenze von
Niederösterreich wurden 1866 in den Schwarzenberg'schen Forsten bei Wittingan mehrere
lebende Biber gefangen und noch 1856 konnte ein Exemplar nnterhalb Preßburg beobachtet
werden. Notizen jüngeren Datums über freilebende Biber an der Donau selbst sind
uns leider nicht bekannt geworden, um so interessanter ist der neuerdings erbrachte Nachweis
des vereinzelten Vorkommens von Bibern in Bosnien; sie finden sich dort noch in der
Ukrina, einem Nebenflüßchen der Save, vor.
Von den „Schläfern" (klyoxickae) ist zunächst der östliche Baumschläfer (Nxoxus
cli-^as) fauuistisch interessant, der sich bisher in Niederösterreich, Mühren, Schlesien und
Ungarn (daselbst bis 1.000 Meter Seehöhe), aber nirgends häusig vorfand; die Haselmaus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil, Volume 2
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Naturgeschichtlicher Teil
- Volume
- 2
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.77 x 26.41 cm
- Pages
- 344
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch